Donnerstag, 23.03.2023

Bahn, Boot und Bus

Pia (eine Mitfreiwillige aus Morogoro) und ich sind letzte Woche zusammen verreist.

Unser Motto war „der Weg ist das Ziel“. Auf unserer Reise haben wir nämlich die ganze Bandbreite an Verkehrsmitteln in Tansania ausgeschöpft. Nur das Flugzeug haben wir weggelassen.

In Morogoro sind wir in den Zug eingestiegen. Wir hatten die beste Klasse gebucht. Damit waren wir ein Schlafabteil mit sechs Betten, immer drei übereinander. Die unteren zwei konnte man jeweils zu einer Sitzbank umfunktionieren. Abgesehen von uns waren erst drei und später nur noch zwei andere Damen mit uns zusammen im Abteil. Da Pia und ich die Jüngsten waren, haben wir die Betten ganz oben, unter der Decke bekommen. Es war eine kleine Herausforderung hinaufzuklettern, aber machbar. Toiletten gab es ebenfalls an Board.

Tagsüber haben wir fast die gesamte Zeit am Fenster gestanden und die vorbeiziehende Landschaft angeschaut. Es gab vieles zu sehen: von Bergen über Hügeln, bis hin zu flachem Land war alles dabei.

Aussicht aus dem Zug

Außerdem sind wir auf Erkundungstour durch den Zug gelaufen. Neben unserer Klasse gab es noch zwei weitere, bei denen man unterschiedlich komfortable Sitze hatte. In einem Board-Restaurant konnte man sich Frühstück, Mittag und Abendessen besorgen. Wir hatten uns vorher Essen für die Reise gekauft und mussten deshalb diese Service gar nicht in Anspruch nehmen.

Während der Reise sind wir öfters angehalten. An großen Haltestellen wie Dodoma oder Shinyanga haben wir etwas länger gehalten, sodass man unter anderem die Möglichkeit hatte, sich etwas zum Essen vom Bahnhof zu besorgen. Es gab viele weiterer kleine Stopps, an denen nur für zwei oder drei Minuten gehalten wurde, damit diejenigen schnell aussteigen konnten, die ihr Ziel erreicht hatten.

Abends haben Pia und ich uns schlafen gelegt. Sehr erholsam war es aber nicht. Um 5:30 Uhr morgens sind wir in Tabora angekommen. Hier wurde der Zug aufgeteilt. Die eine Hälfte ist nach Kigoma am Tanganyikasee weitergefahren und wir nach Mwanza am Victoriasee.

29 Stunden und 1028 Kilometer später sind wir in Mwanza angekommen. Für mich ist die Zeit im Zug insgesamt erstaunlich schnell rumgegangen. Nach diesem Erlebnis würde ich Zugfahren auf jeden Fall weiterempfehlen! Es ist super entspannt und ich persönlich finde es angenehmer als Busfahren, da man sich bewegen kann und nicht die ganze Zeit auf seinem Sitz ruhig halten muss.

In Mwanza waren wir zwei volle Tage, bevor es mit dem nächsten Verkehrsmittel weiterging. Wir haben den Bismarckfels angeschaut, waren auf dem Fischmarkt, in einer großen Shoppingmall und sind auf den Jiwe Kuu gestiegen (ein großer Fels, von dem aus man einen tollen Blick auf die Stadt hat und auf dem Dagar (kleine Fische) getrocknet werden).

Jiwe Kuu

Mwanza ist auch bekannt als „Rock City“. Diesen Namen verdient die Stadt zu Recht. Das Gelände ist hügelig und man findet überall größere und kleinere Felsen. Sie sehen aus, als wurden sie wie überdimensionale Salzkörner auf die Stadt gestreut. Dass Mwanza nach Daressalam die zweit größte Stadt Tansanias ist, hat man jedoch überhaupt nicht gemerkt.

Morgens ging es weiter mit der Fähre auf die Ukerewe Island. Die Überfahrt hat etwa 2,5 Stunden gedauert. Ukerewe Island ist die größte Binneninsel Afrikas. Wir sind hier nur eine Übernachtung geblieben und am nächsten Tag wieder zurück nach Mwanza gefahren. Trotzdem hat es sich gelohnt, die Insel zu besuchen. Die Landschaft war unglaublich schön!

Witzigerweise hat sich herausgestellt, dass mein Chef von dieser Insel stammt. Und wir waren zufällig auch noch in dem Dorf, in dem seine Familie wohnt. Die Welt ist manchmal zu klein :)

Am gleichen Tag, an dem wir von der Insel zurück nach Mwanza sind, ging es ein paar Stunden später auch schon weiter mit der nächsten Fähre. Die MV Victoria ist deutlich größer und fährt drei Mal die Woche von Mwanza nach Bukoba und zurück.

MV Victoria

Es gab drei verschiedene Klassen zu buchen: Sitze, Bett im vierer Zimmer und Bett im zweier Zimmer. Wir haben uns für das vierbett-Zimmer entschieden. Das Schiff war ausgestattet mit einem Board-Restaurant; einer Bar, in der später live gesungen wurde; verschiedenen Aufenthaltsbereichen und Kioske.

Um 21 Uhr gaben wir abgelegt. Pia und ich sind noch ein bisschen auf Deck geblieben, um die Lichter Mwanzas verschwinden zu sehen. Außerdem waren überall auf dem See Lichter verteilt. Erst dachten wir, es wären ganz viele Fischerboote. Als wir vorbeigefahren sind, haben wir erkannt, dass es sich jedoch nur um die Netzte gehandelt hat, die durch Lampen markiert wurden. Es war ein sehr schönes Bild, den See glitzern zu sehen.

Um 6 Uhr morgens sind wir in Bukoba angekommen. Obwohl Pia und ich auf der Fähre geschlafen hatten, waren wir am nächsten Tag ziemlich erschöpft.

In Bukoba haben wir zwei weitere Tage verbracht, an denen wir uns die Stadt mit ihren Kirchen, Märkten und Strand angeschaut und einen Wasserfall besucht haben.

Außerdem haben wir „Senene“ probiert und gekauft. Das sind frittierte Buschgrillen, die ich noch nirgends sonst in Tansania gesehen habe. Schmecken wirklich sehr gut! Kann ich nur empfehlen :)

Allgemein hat es auf der Reise relativ viel geregnet und es war kälter als in Morogoro. Darauf war ich nicht gefasst, da ich seit mehr als einem halben Jahr Temperaturen um die 30 °C gewöhnt bin. Zum Glück hatte ich mich spontan noch dazu entschieden, meine Regenjacke und einen Pulli einzustecken. Beides habe ich fast jeden Tag gebraucht.

Für den Rückweg nach Morogoro haben wir den Bus gewählt. Die Fahrt war mit ca. 1200 km und 22 Stunden sehr lang, aber trotzdem eine tolle Erfahrung.

Bus

Eigentlich sollte der Bus um 6 Uhr morgens losfahren. Wegen einer Verspätung sind wir aber erst 7:45 Uhr losgekommen. Bei etwas weniger als der Hälfte sind wir dann liegen geblieben, nachdem wir schonmal angehalten waren, um etwas am Motor zu reparieren. Für Pia und mich war das eine willkommene Pause vom vielen Sitzen. 500 Meter weiter gab es ein kleines Dorf, in dem wir gegessen haben. Hier haben wir außerdem zum ersten Mal Guaven probiert, schmecken sehr gut. Als es dunkel wurde, haben wir uns an den Straßenrand gelegt und die Sterne beobachtet. Ich habe sogar drei Sternschnuppen gesehen! Nach drei Stunden kam der Ersatzbus. Wir sind die gesamte Nacht durchgefahren und schließlich um 6 Uhr morgens in Morogoro angekommen. Müde, aber glücklich von der Reise haben wir uns den Vormittag erstmal schlafen gelegt.