Freitag, 14.10.2022

Nyerere Day

Der 14. Oktober ist in Tansania ein Feiertag. Am sogenannten Nyerere Day wird an den Tod von Julius Nyerere erinnert.

Julius Nyerere wurde 1922 geboren und ist 1999 verstorben. Auf Grund seiner Errungenschaften als Politiker wird er bis in die Gegenwart als „Mwalimu“ (Lehrer) und „Baba wa Taifa“ (Vater der Nation) bezeichnet.

Als Vorsitzender der sozialistisch orientierten Tanganjika African National Union (TANU) führte Nyerere 1961 das unter britischer Hoheit stehende Tanganjika in die staatliche Unabhängigkeit. 1962 wurde er zum ersten Staatspräsidenten und Regierungschef der „Republik Tanganjika“ gewählt. 1964 kam es zum Zusammenschluss mit der damaligen Volksrepublik Sansibar und Pemba. Nyerere blieb bis zu seinem Rücktritt 1985 Präsident der nunmehr vereinigten Republik Tansania. (Quelle: Wikipedia)

Für den 14. Oktober hatte ich keine bestimmten Pläne. Ich wusste nur, dass ich an diesem Tag nicht zur Arbeit gehen muss.

Am Tag zuvor beim Frühsport wurde mir gesagt, dass sich die Mitglieder des „Mlimani Jogging“ Clubs am Nyerere Day direkt am Vereins Büro treffen und dann zur Feier des Tages ein Spaziergang zusammen gemacht wird.

Also bin ich am 14. Oktober um 5:30 Uhr morgens zum Treffpunkt gelaufen, mit der Erwartung einen ruhigen Spaziergang zu machen. Natürlich hatte ich mir dafür keine Sportsachen angezogen. Als ich ankam, waren schon ein paar der anderen Leute da, mit denen ich morgens immer Sport mache. Von ihnen war jedoch keiner in Alltagsklamotten gekleidet. Alle hatten einheitliche Vereins-Sportshirts an. Mir war nun klar, dass ich irgendetwas falsch verstanden haben musste und wir doch nicht nur spazieren gehen.

Während wir auf weitere Teilnehmer warteten, haben wir uns ein bisschen aufgewärmt. Kurze Zeit später sind wir ins Stadtzentrum zu einer Bank gejoggt. An diesem Treffpunkt haben schon viel mehr Menschen auf uns gewartet. Diesmal auch Mitglieder eines anderen Jogging-Vereins. Insgesamt haben an der Veranstaltung bestimmt um die 75 Menschen teilgenommen. Als alle versammelt waren, wurde ein Gruppenfoto von einem professionellen Fotografen gemacht. Dieser ist während des gesamten Events mitgelaufen und Fotos hat gemacht.

Auf ein Auto waren große Boxen draufgeschnallt und eine Art DJ hat sich um die Musik und das Mikro gekümmert. Nach einer kurzen gemeinsamen Dehn- und Aufwärmeinheit ging es als langer Zug durch die Stadt. Das Auto mit der Musik hat uns auf dem ganzen Weg begleitet, während wir gejoggt sind. Da wir auf der Straße liefen, waren ein paar Personen dafür verantwortlich den Verkehr zu lenken. Ganz vorne wurde ein Banner mit der Aufschrift „T-ogether E-veryone A-chieves M-ore“ getragen. Außerdem hatten manche Teilnehmer Fahnen in der Hand. Während des gesamten Laufs wurden Sprüche gerufen. Teilweise gab es dann sogar noch Choreografien dazu. Ich habe leider nicht verstanden, was die Bedeutung der Sprüche war, aber trotzdem versucht, die Bewegungen so gut es geht mitzumachen. Es war ein großartiges Gefühl, Teil dieser Gruppe zu sein! Alle waren so motiviert und hatten sehr viel Spaß.

Nach ungefähr einer Stunde sind wir bei einem Fußballfeld angekommen. Hier wurde für alle Teilnehmer Wasser bereitgestellt. Anstelle von einer Erholungspause ging es direkt weiter im Programm. Nach erneuten Dehnübungen haben wir alle zusammen Aerobic gemacht. Als das geschafft war, ging es direkt mit Tauziehen weiter. Ich durfte auch einmal ziehen. Mein Team hat sogar gewonnen :) Alle haben lautstark gejubelt! Dann haben wir Gruppenfotos mit dem Verein gemacht. Anschließend kam es zu einem spontanen „Dancebattle“. Es war sehr interessant anzuschauen, weil die Bewegungen teilweise ganz andere waren als in Deutschland. Als nächster Programmpunkt war „Hühnerfangen“ dran. Ja, ihr habt richtig gelesen! Auf einmal standen zwei Hühner auf dem Feld. Mehrmals hintereinander ist eine kleine Gruppe von Menschen auf die Hühner zugestürmt und hat versucht sie zu fangen. Es hat auch tatsächlich immer jemand die Hühner bekommen. Dann war die Freude groß! Am Schluss wurden die Hühner von zwei Leuten mit nach Hause genommen. Ich denke mal, zum Schlachten. Im Anschluss wurden ein paar Ansprachen gehalten. Ich konnte leider nicht viel verstehen, da mein Kiswahili dafür zu schlecht ist. Als letzten Programmpunkt gab es Frühstück. Wie ich gelernt habe, kommt das Essen hier bei fast allen Veranstaltungen zum Schluss.

Auf dem Rückweg haben mich zwei nette Frauen mitgenommen. Zurück zu Hause war ich erst einmal völlig überrumpelt von dem, was schon alles am Morgen passiert war. Und ich dachte, ich treffe mich für einen Spaziergang… Pustekuchen!