Dienstag, 04.10.2022

Zurück nach Daressalam

Die DTP-Freiwilligen wurden von der deutschen Botschaft eingeladen, um zusammen den Tag der deutschen Einheit zu feiern.

Seit ein paar Jahren sind wir (die DTP-Freiwilligen) die Einzigen, die noch zu dieser Feierlichkeit eingeladen werden. Die Freiwilligen anderer Organisationen haben sich in der Vergangenheit daneben benommen, indem sie in den Pool der Botschafterin gesprungen sind. Glücklicherweise konnten sich unsere Vorgänger beherrschen, sodass uns das Privileg erhalten blieb.

Am 2. Oktober ging es für mich und zwei Mitfreiwillige los nach Daressalam. Eigentlich hatten wir vor, mit dem Bus zu fahren. Einen Tag vor Abreise hatte ich aber zufällig noch eine Mitfahrgelegenheit gefunden. Um dem vielen Verkehr auf der nur einspurigen Straße zu umgehen, sind wir schon um 1:30 Uhr in der Nacht losgefahren. Nach ca. einer Stunde Fahrt haben wir noch einen weiteren Freiwilligen eingesammelt, der im Eco-Camp nahe Bwawani lebt und arbeitet.

Nach einer anstrengenden Fahrt sind wir um 5:30 Uhr an dem Hotel unseres Fahrers angekommen. Von hier aus sind wir eine halbe Stunde zu unserem eigenem Hostel gelaufen. Nachdem wir eingecheckt hatten, haben wir uns erstmal in unser Zimmer gelegt und versucht, noch ein bisschen zu schlafen.

Um 9 Uhr bin ich von den Umgebungsgeräuschen aufgewacht und auf die Toilette gegangen. Hier habe ich eine Leiter gefunden, die ich aus Neugierde hochgeklettert bin. Auf einmal stand ich auf dem Dach des Hostels. Obwohl es nicht sehr hoch war, hatte man einen guten Blick auf die Stadt. Vor allem war es sehr friedlich hier oben, weil ich mich weit weg von der Hektik auf den Straßen befand.

Neben unserem Hostel standen zwei große Bäume, in denen hunderte von Flughunden gewohnt haben. Als ich auf dem Dach stand, waren die Flughunde gerade dabei von ihrem nächtlichen Flug zurückzukommen und sich zum Schlafen in die Bäume zu hängen. Dabei haben sie ganz schön Krach gemacht. Die Größe der Tiere war beeindruckend. Sie waren fast so groß wie Raben. Daher konnte man den Kopf, die Flügel und die Arme mit den Fingern genau erkennen. Es war ein unglaubliches Gefühl, oben auf dem Dach zu stehen, während hunderte Flughunde um mich herumgeflogen sind.

Kurz darauf sind wir in die Stadt losgegangen. Auf dem Markt haben wir die weitere DTP-Freiwillige getroffen, die teilweise schon früher angereist waren. Zusammen sind wir Chipsi Mayai essen gegangen. Es war schön, sich nach einem Monat wieder zu treffen und sich über die individuellen Erfahrungen in den Gastfamilien und den Aufnahmeorganisationen austauschen zu können.

Zwei andere Freiwillige und ich hatten keine Lust, noch länger in dem Restaurant rumzusitzen und sind allein losgezogen. Als erstes haben wir uns den botanischen Garten von Daressalam angeschaut. Da Sonntag war, konnten wir ohne Eintritt rein. Besonders schön war der Garten jedoch nicht.

Daraufhin sind wir wieder Richtung Markt gelaufen. Auf dem Weg haben wir uns jeder eine Kokosnuss gekauft. Für mich war es die Erste überhaupt. Um das Kokosfleisch herauszukratzen, haben wir uns auf die Treppen vor einer Markthalle gesetzt. Auf einmal kam ein großer Menschenzug mit Musik und Tanz die Straße entlang. Wir haben von Passanten erfahren, dass es sich um Muslime handelt, welche die Geburt von Mohammed feiern.

Nach einem kurzen Abstecher auf den Markt, mussten wir wieder zurück, da wir uns mit den anderen Freiwilligen im Badminton Institut, einem indischen Restaurant, verabredet hatten.

Als wir nach dem Essen zurück zum Hostel gelaufen sind, sind wir an ganz vielen Hindu-Tempeln vorbeigekommen, in denen ein Fest gefeiert wurde. Wir wurden eingeladen, in die Tempel zu gehen und uns die Feier aus der Nähe anzuschauen. Alles war sehr bunt. Es wurde viel getanzt und in zwei Tempeln sah es so aus, als würde eine Preisverleihung stattfinden.

Um den Tag abzurunden, sind wir auf eine Rooftop Bar gegangen, die sich direkt gegenüber von unserem Hostel befand.

Am nächsten Morgen sind wir alle zusammen zum Strand gegangen. Dazu sind wir mit der Fähre rüber auf die Halbinsel gefahren und haben uns hier ein Daladala genommen. Da wir nicht für den Strand bezahlen wollten, sind wir einfach einem kleinen Weg zum Wasser gefolgt. An dieser Stelle haben einige Menschen gearbeitet, indem sie Muscheln gesammelt, gefischt oder Boote gebaut haben. Uns war das aber egal und wir haben uns einfach dazwischengesetzt.

Nach drei Stunden mussten wir auch schon wieder den Rückweg antreten, da wir uns noch für die Botschaftsfeier fertig machen wollten.

Die Feier zum Tag der deutschen Einheit hat um 18 Uhr begonnen und fand bei der German Residence statt, also dort wo die Botschafterin wohnt. Wir sind von unserem Hostel aus ca. 35 Minuten hingelaufen. Typisch deutsch, waren wir schon zwanzig Minuten zu früh da.  Am Eingang wurde die Einladung und der Reisepass überprüft, dann durften wir eintreten. Weil wir schon so früh ankamen, waren am Anfang noch kaum Leute da. Mit der Zeit wurden es aber immer mehr. Ich würde schätzen, dass es insgesamt 300 Gäste waren, sowohl Deutsche als auch Tansanier.

Im Garten waren Stehtische aufgebaut. Außerdem war alles sehr schön, mit vielen Lichterketten dekoriert. Die meiste Zeit hat man einfach rumgestanden und sich unterhalten. Im Hintergrund hat eine tansanische Band gespielt. Während der gesamten Feier wurden Häppchen verteilt: Kartoffelsalat, Sauerkraut, Laugengebäck, Würstchen und Fleischkäse; typische deutsch eben. Zum Nachtisch gab es Apfelstrudel mit Vanillesoße. Außerdem konnte man sich umsonst Getränke nehmen.

An einer Stelle war ein Glücksrad aufgebaut. Nachdem man eine Frage über Deutschland richtig beantwortet hatte, durfte man sich ein Preis aussuchen. Ich habe ein Schweißband mit Deutschland Flagge, eine Tasche, ein Buch mit Fakten über Deutschland und eine Spreewälder Essiggurke abgestaubt.

Zwischendurch wurde die tansanische und deutsche Nationalhymne gesungen. Danach haben die deutsche Botschafterin und der tansanische Justizminister eine Rede gehalten und es wurde ein kleines Ständchen mit der Trompete gespielt.

Ich habe tatsächlich den Pool gesehen, in den die anderen Freiwilligen vor ein paar Jahren gesprungen sind. Wir konnten uns aber zum Glück ebenfalls beherrschen, sodass der nächste Jahrgang auch wieder die Chance auf eine Einladung zum 3. Oktober hat 😉

Um 21 Uhr hat die Musik aufgehört zu spielen und die Gäste sind nach und nach gegangen. Ich bin nicht mehr so lange geblieben, weil ich vom ganzen Wochenende sehr müde war.

Am nächsten Morgen ging es auch schon wieder nach Morogoro, diesmal aber mit dem öffentlichen Bus. Amelie und ich haben zunächst einen „Fast Bus“ zur großen Busstation genommen. Hier war es sooo voll mit Leuten, von denen sich viele an uns drangehängt haben und wissen wollten, wo wir hinfahren. Das war wirklich sehr stressig und überfordernd! Wir haben aber auch ohne Hilfe den richtigen Reisebus gefunden. Ungefähr vier Stunden später waren wir dann wieder zurück in Morogoro.