Berichte von 12/2022

Montag, 26.12.2022

Wie war Weihnachten in Morogoro?

Wie versprochen, gibt es jetzt ein kleines Update zu meinem Weihnachtsfest.

Sehr weihnachtlich war es auf jeden Fall nicht. Meine Gastmutter war nicht da und mein Gastbruder ist am 25.12. auch weggefahren.

Um nicht allein zu sein, habe ich mich am 24.12. mit Amelie und Pia getroffen. Wir haben versucht einen Geburtstagskuchen zu backen. Es sollte ein Pflaumen-Streusel-Kuchen werden. Da wir wie auch schon bei den Plätzchen mit Holzkohle backen mussten, hat es leider nicht ganz so gut funktioniert. Zurück zu Hause habe ich noch mit meiner Familie telefoniert.

Am nächsten Tag wurde ich von Pias Gastmutter eingeladen, um beim Catering-Service mitzuhelfen. Da ich vor ein paar Wochen schonmal mitgeholfen und es mir damals viel Spaß gemacht hatte, bin ich gerne zum Helfen gekommen. Wir haben für ca. 30 Leute gekocht und das Essen ausgegeben. Anschließend haben wir bei Pia zu Hause die Reste gegessen, was (laut den Tansaniern) unser Weihnachtsessen war. Ich persönlich fand die Atmosphäre in diesem Moment sehr angenehm, da einige Leute aus der Nachtbarschaft dazugekommen sind und wir alle zusammen um Hof gesessen haben, während um uns herum noch alles chaotisch vom Kochen war. Anschließens sind Pia und ich mit ihrer Gasmutter zu einem Verwandten gefahren, um sich zu unterhalten und nochmal zu essen ;)

Ich fand es sehr aufmerksam von meinem Chef, dass er mich am 25.12. zum Pilau essen bei sich eingeladen hatte, da er wusste, dass bei mir niemand zu Hause ist. Leider konnte ich aber nicht hingehen, da ich die Nachricht zu spät gesehen hatte.

Am 26.12. war überhaupt nichts mehr mit Weihnachten.

Es war definitiv interessant, das Weihnachtsfest einmal in einem anderen Land zu verbringen und zu merken, dass es nicht überall eine so große Rolle spielt. Das erinnert mich an ein Gespräch mit einem Tansanier, der sagte, die Tradition Weihnachten zu feiern, wurde aus dem Globalen Norden hierhergebracht. Die Tansanier wollen zwar Weihnachten feiern, wüssten aber nicht, wie es „richtig“ funktioniert.

Ich habe leider nur den Einblick in ein paar Weihnachtsfeste und Traditionen bekommen und weiß natürlich nicht, wie in anderen Familien oder gar anderen Teilen Tansanias gefeiert wird. Für mich kann ich aber sagen, dass ich mich auf die Weihnachtsstimmung und Atmosphäre in Deutschland nächstes Jahr freue. Es hat mir doch etwas gefehlt :)

Donnerstag, 15.12.2022

Tansanisches Essen: Ugali

Ugali ist ein sehr typisches Gericht für Tansania. Man findet es an fast jeder Straßenecke.

Was ist Ugali?

Ich würde Ugali mit „Maispampe zum Kneten“ beschreiben. Zur Zubereitung benötigt man nur Wasser und Ugali-Mehl (Maismehl). Man bringt das Wasser zum Kochen und gibt nach und nach das Mehl hinzu, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist (manche mögen es etwas weicher, andere fester). Währenddessen muss man die ganze Zeit kräftig umrühren, was echt Training für die Arme ist.

Es gibt Ugali in unterschiedlichen Farben bzw. Nährstoffgehalten: den weiße Ugali (nur Maismehl) und den gelblichen, braunen oder grauen Ugali (hier wird zum Maismehl noch gemahlener Maniok/Hirse/… hinzugegeben).

Ugali wird traditionell mit Dagaa (kleine Fische, wie Sardellen) und Mboga (Grünzeug-Gemüse) serviert. Man kann aber auch Ugali mit Maharage (Bohnen) oder Nyama (Fleisch) bekommen.

Weißer Ugali mit Maharage und Mboga (von der Straße):

Grauer Ugali mit Fisch und Mboga (gekocht von meiner Gastfamilie):

Wie isst man das?

Mit den Händen! Man hat alles einzeln auf dem Teller. Als erstes nimmst du mit der rechten Hand etwas vom Ugali, knetest das ein bisschen und formst ein Oval mit einer Kule in der Mitte. Das ist jetzt dein „Löffel“, mit dem du die Beilagen aufnimmst und alles (hoffentlich Klecker frei) zum Mund beförderst.

Der Ugali an sich schmeckt nach nichts. Der Geschmack kommt durch die Beilagen.

Hier in Tansania essen die Menschen Ugali regelmäßig, wenn nicht sogar täglich. Das liegt unter anderem daran, dass es günstig ist und satt macht. Mein Chef mag Ugali sogar so sehr, dass er mittags und abends immer Ugali isst (nur einmal als der Ugali schon überall aus war, hat er sich widerwillig Pommes bestellt).

Ich persönlich finde Ugali nicht so toll, weil es eben nach nichts schmeckt. Außerdem habe ich beim Essen immer „das Ugali-Problem“: entweder zu viele Beilagen oder zu viel Ugali :)

Wenn ich einem Tansanier gestehen muss, dass ich Ugali nicht mag, erwidern witzigerweise alle den gleichen Satz: „But Ugali makes you strong!“

Sonntag, 11.12.2022

In der tansanische Weihnachtsbäckerei...

Da in Deutschland Plätzchenbacken in der Weihnachtszeit einfach dazu gehört, wollten Pia, Luise, Amelie und ich uns das in Morogoro nicht entgehen lassen. Auch wenn hier so gut wie keine Weihnachtsstimmung aufkommt. Ist auch echt schwer, wenn die Temperaturen immer weiter steigen und man schon morgens auf dem Weg zur Arbeit deutlich ins Schwitzen kommt.

Generell sind Weihnachten und die Weihnachtszeit, wie man sie aus Europa und Amerika kennt, nicht so verbreitet. Adventskränze, Adventskalender, Lichterketten oder Weihnachtsdeko kann man lange suchen. In Morogoro habe ich bis jetzt nur eine geschmückte Bankfiliale gesehen. Meine Gastmutter feiert wie viele Sieben-Tags-Adventisten nicht mal Weihnachten :( Wie dann das tatsächliche Weihnachtsfest am 24./25./26.12 aussehen wird, werde ich ein andermal berichten. Jetzt aber zurück zu den Plätzchen!

Wir haben uns alle bei Amelie zu Hause getroffen. Luise und Pia haben Margarine besorgt. Eigentlich brauchten wir laut Rezept noch gemahlene Nüsse. Leider haben sie diese nirgends gefunden. Mehl und Zucker hat Amelie gekauft.

Schon im Vorhinein hatten wir uns dazu entschlossen, Ausstechplätzchen und Zimtsterne zu backen.

Für erstere haben wir Mehl, Zucker und Margarine vermengt und den Teig dann in den Kühlschrank gestellt. Für die Zimtsterne haben uns ja die Nüsse gefehlt. Also haben wir nur die vorhandenen Zutaten geknetet. Da der Teig ziemlich fest geworden ist, haben wir noch zwei übriggebliebene, sehr reife Bananen dazugegeben. Daraufhin wurde die Konsistenz besser. Da es keine Waage gab, haben wir alle Mengen abgeschätzt. Dafür war das Ergebnis aber ziemlich zufriedenstellend.

Als nächsten Schritt ging es daran, den Ofen vorzuheizen. Naja, was heißt Ofen? Hier in Tansania sind Öfen nicht so verbreitet (ich habe bis jetzt noch nirgendwo einen entdeckt). Es ging also daran die Kohlen vorzuheizen. Wir vier Mädels hatten damit alle noch fast keine Erfahrung und haben uns ein bisschen von Amelies Gastbruder helfen lassen. Wir haben die Kohlen auf das Kochgestell gelegt. Als Anzünder werden hier kleine längliche Holzstückchen verwendet. Während der Wartezeit, haben wir schonmal angefangen die Plätzchen auszustechen. Dazu haben wir die Utensilien verwendet, mit denen man eigentlich Chapati zubereitet: Runde Holzbretter als Unterlage und ein rundes Holzstück als Ausroller. Amelie hatte von ihrer Mutter Plätzchenausstecher zugesendet bekommen, diese hatten jetzt ihren Einsatz.

Beim Plätzchen Ausstechen

Um die Plätzchen schlussendlich zu backen, mussten wir kreativ werden. Die Idee war, einen Ofen nachzuahmen. Dazu haben wir einen großen Topf genommen und drei Steine hineingelegt. Drum herum haben wir die glühenden Kohlen verteilt. Unsere Plätzchen haben wir auf Deckel von kleineren Töpfen platziert und wurde nun auf die Steine über den Kohlen platziert. Um die Wärme zu halten, kam nun noch der Deckel auf den Topf.

Das Backen hat mit dieser Konstruktion jedoch sehr lange gedauert. Aus diesem Grund haben wir uns noch eine andere Variante überlegt.

Auf das Kochgestell mit den restlichen Kohlen haben wir wieder drei Steine gelegt und darauf eine Chapati-Pfanne platziert. Obendrauf wurde dann der Deckel mit den Plätzchen gelegt und von einem anderen krummen Deckel abgedeckt, um die Wärme zu stauen. Da die Kohlen hier noch teilweise gebrannt haben ging das Backen etwas schneller.

Plätzchen beim Backen/Braten

Bei beiden Varianten mussten wir die Plätzchen aber wenden, da sie von einer Seite viel schneller braun (wenn man nicht rechtzeitig geschaut hat auch schwarz) geworden sind. Irgendwie haben wir die Plätzchen also gebraten.

Fertige Plätzchen

Viele Minuten später hatten wir ein paar Plätzchen fertig gebacken. Der Zimtstern-Teig (den wir in Bananen-Teig umgetauft haben, da er nur noch danach geschmeckt hat) war immer noch sehr fest und hat deshalb noch länger zum Backen (Braten?!) gebraucht. Die Plätzchen haben an sich aber ganz gut geschmeckt. Ich war ein Fan vom Röstaroma der etwas zu dunkel geratenen Exemplare.

Am Ende des Tages hatten wir nicht mal die Hälfte des Teiges verarbeitet. Also bin ich am nächsten Tag nach der Arbeit wieder mit zu Amelie. Eigentlich hatten wir vor die Plätzchen auf die gleiche Art zu backen/braten wie zuvor. Als wir im Wohnzimmer standen ist uns jedoch der Reiskocher ins Auge gefallen…

Am Ende haben wir alle restlichen Plätzchen im Reiskocher gebacken/braten. Das hat erstaunlich gut funktioniert. Zwar mussten sie immer noch gewendet werden, aber das Ergebnis hat besser geschmeckt und war knackiger.