Berichte von 10/2022

Freitag, 28.10.2022

Elefanten, Zebras, Giraffen und Co

Ich kann es selbst kaum glauben, aber mittlerweile habe ich tatsächlich meine ersten großen afrikanischen Tiere gesehen!

Vom 24. bis 28. Oktober wurden Amelie und ich von unserer Arbeitsstelle nach Ifakara geschickt, um dort die Woche bei einer Partnerorganisation zu verbringen. Grund war ein Meeting in Arusha, zu dem unser Chef musste, uns aber nicht mitnehmen konnte.

Ifakara ist eine kleine Stadt südwestlich von Morogoro. Amelie und ich sind allein mit dem Bus dorthin gefahren. Der Hin- und Rückweg hat jeweils ca. 6 Stunden gedauert und war aufgrund des engen Busses und der teilweise unebenen Straße sehr abenteuerlich. Ein kurzes Stück führt die Straße direkt durch den Mikumi Nationalpark. Für die Tiere ist das natürlich nicht so gut. Obwohl die Geschwindigkeitsbegrenzung die meiste Zeit bei 50 km/h liegt und es hohe Strafzahlungen gibt, wenn man ein Tier anfährt, rasen die meisten Fahrzeuge wie verrückt. Deshalb gibt es Überlegungen, die Straße zu verlegen. Natürlich wehren sich viele gegen diese Idee, da der Weg dadurch länger werden würde.

Auf dem Weg durch den Nationalpark war ich überrascht, wie viele Tiere ich von der Straße aus sehen konnte. Manch Tiere standen nur wenige Meter entfernt. Als erstes habe ich eine Giraffe entdeckt. Auf Hin- und Rückweg habe ich außerdem noch Geier, Warzenschweine, Paviane, Gazellen, Gnus, Zebras und Elefanten gesehen. Der „König der Tiere“ hätte dieses Bild natürlich noch abgerundet ;)

In Ifakara haben wir bei einer Gastfamilie gewohnt. Das Ehepaar war Gründer der Partnerorganisation EDO (Enlighten Development Organisation). Die Organisation hat viele verschiedene Projekte. Unter anderem bietet sie Training für Frauen an, die schon sehr früh Kinder bekommen haben. Während der drei Wochen bei EDO werden den Frauen verschiedene Fähigkeiten (nähen, Seife herstellen, …) angeeignet, damit sie leichter ihr Einkommen generieren können.

Zu Beginn wurde uns EDO kurz vorgesellt. Im Verlaufe der Woche haben Amelie und ich bei der Feldarbeit geholfen und bei einem Batik- und Garten-Workshop mitgemacht. Außerdem wurde uns das Gelände einer großen Baumpflanzaktion von EDO gezeigt. An einem Tag haben wir zur Feier eines Geburtstages gemeinsam mit der Frauengruppe Pilau und Gemüse gekocht. Die Nachmittage und Abende waren auch mit vielen Aktivitäten gefüllt: Wir sind zum nahegelegenen Fluss gefahren, um den Sonnenuntergang anzuschauen, haben einen Abendspaziergang und eine Fahrradtour zu Krokodilen gemacht. Die Krokodile haben leider nur darauf gewartet, für ihre Haut geschlachtet zu werden :(

Insgesamt war der Trip nach Ifakara sehr schön, auch wenn Amelie und mir eigentlich versprochen wurde, zu lernen, wie man Reiswein und Jogurt macht. Allein wegen der wilden Tiere, die ich sehen konnte, hat sich der Ausflug aber schon gelohnt!

Dienstag, 18.10.2022

Das EWA-Projekt

Eines der aktuellen Projekte bei Tasuwori nennt sich EWA-Projekt.

EWA steht für „Education With Accountability“ (deutsch: Bildung mit Verantwortlichkeit).

Ziel ist es, durch Verantwortung im Schulsystem bessere Bildung zu gewährleisten.

Die Abschaffung der Schulgebühr im Jahr 2016 für die Primary and Secondary Schulen hat dazu geführt, dass die Zahl der Schüler in den Schulen drastisch gestiegen ist. Gleichzeitig haben sich die Unterrichtsbedingungen nicht verbessert.

Als ich mit Tasuwori verschiedene Schulen besuchen war, ist mir aufgefallen, dass die Toiletten teilweise sehr wenig und unhygienisch waren. Es gab zum Beispiel kein fließendes Wasser oder Seife zum Händewaschen. Des Weiteren hatten manche Klassenräume Risse in den Wänden.

Ein weiteres Problem ist, dass es nicht genug Schulbänke gibt, weshalb ein Teil der Schüler auf dem Boden sitzen muss. An Schulmaterialien und Rucksäcken mangelt es auch. Zudem werden einige Schüler hungrig in die Schule geschickt, da sich die Eltern das Frühstück nicht leisten können. Nicht an allen Schulen gibt es ein Essensprogramm für die Schüler. Problematisch ist außerdem, dass das Geld, was für die Schulen von der Regierung bereitgestellt wird, diese teilweise gar nicht erreicht, da sich irgendjemand anderes daran bereichert.

Im Rahmen des EWA-Projekts versucht Tasuwori, diese Situation an den Schulen zu verändern.

Die Projektzielsetzung besteht aus vier Punkten:

  • Handlungsträger auf ihre Verantwortungen aufmerksam machen
  • Einrichten von Mechanismen zur Erfüllung der Rechenschaftspflicht (accountability mechanism) im Bildungssektor
  • Schaffung von guter Infrastruktur und angemessenen Lernumfeldern an Primary und Secondary Schulen
  • Verbessertes Arbeitsumfeld für Lehrer

Das Projekt wird in „Morogoro Rural“ durchgeführt. Genauer gesagt in den sechs folgenden Dörfern: Kiroka, Kiziwa, Mkuyuni, Kibwaya, Kibangile und Mtamba. Diese liegen alle südöstlich von Morogoro auf dem Weg nach Mvuha.

Um das EWA-Projekt zu starten, sind wir mit Tasuwori nach Mvuha gefahren. Mvuha ist die Distrikt-Hauptstadt von „Morogoro Rural“. Bei einem Meeting mit Vertreter aus den sechs Dörfern hat Tasuwori das neue Projekt zunächst vorgestellt.

Eine Woche später sind wir nacheinander in alle sechs Dörfer gefahren. Hier wurde das Projekt den Dorfmitgliedern vorgestellt. Außerdem hat Tasuwori eine kurze Einführung ins „Social Accountability Management“ (SAM) gegeben. Zum Schluss wurden aus jedem der Dörfer fünf Mitglieder für ein SAM-Komitee ausgewählt.

Hier ein kurzer Überblick über die wichtigsten Punkte des Social Accountability Management:

  1. Planning and Resource Evaluation
  2. Expenditure Management
  3. Performance Management
  4. Public Integrity
  5. Oversight

Für nähere Erklärungen siehe Infografik:

Das SAM-Komitee ist ein paar Tage später in Mkuyuni das erste Mal zusammengetroffen. Durch das Komitee soll die Situation an den Schulen verbessert werden. Dazu soll der Ist-Zustand in den Schulen festgestellt und einen Haushaltsplan entwickelt werden, was von dem zur Verfügung stehenden Geld am sinnvollsten angeschafft werden sollte. Außerdem soll überwacht werden, dass das Geld wirklich dafür verwendet wird, wofür es vorgesehen war.

Die Idee ist es, dass sich das Komitee noch ein paar Mal unter der Leitung von Tasuwori trifft und im „Social Accountability Managment“ geschult wird. Anschließend soll das Komitee eigenständig weiterlaufen, damit die Situation an den Schulen langfristig verbessert werden kann.

Sonntag, 16.10.2022

„Krach von fünf bis acht“

Für Sonntagabend wurde ich spontan von Hinrich eingeladen, um „ein bisschen europäischere Musik zu hören“.

Hinrich ist ebenfalls DTP-Freiwilliger. Er ist schon im Januar 2022 aus Deutschland ausgereist und lebt seitdem in Morogoro. Daher kennt er sich hier schon besser aus als ich.

Außerdem sind noch Amelie, Theo und Caro gekommen, auch alles Mitfreiwillige von mir.

Hinrich hat uns zu einem etwas höher gelegenen Ort gelotst. Obwohl man von der großen Straße aus nur kurz den Berg hochgegangen ist, hatte man am Treffpunkt einen unglaublichen Blick über die Stadt.

Für fünf Uhr hatte Hinrich zwei riesige Lautsprecherboxen organisiert. Das gesamte Equipment wurde uns von ein paar Männern mit einem kleinen Auto nach oben transportiert. Ich war echt beeindruckt, dass sie bei den engen, unebenen und steilen Straßen unversehrt hoch und wieder runtergekommen sind.

Als alles aufgebaut war, hat Hinrich Elektromusik angemacht. Ich hatte bis dahin noch nie Elektro- Musik gehört und war auch nach diesem Abend nicht wirklich von diesem Musikgenre überzeugt. Nichtsdestotrotz haben wir einfach angefangen, zu der Musik zu tanzen. Nach einiger Zeit sind immer mehr Menschen gekommen, die zugeschaut oder mitgetanzt haben. Vor allem die Kinder hatten so viel Spaß gemeinsam mit uns herumzuspringen.

Es wurde immer dunkler und irgendwann waren von Morogoro nur noch die Beleuchtungen der Häuser zu sehen.

Kurz nach acht Uhr haben die Männer die Boxen wieder abgebaut. Nach etwas mehr als drei Stunden wurde auch langsam das Benzin im Generator knapp.

Auf dem Weg nach unten haben wir uns noch kurz zusammengesetzt und zwei Wassermelonen verspeist.

Am nächsten Tag wurde Theo von einem fremden Menschen angesprochen, der die Musik gehört hätte und das nächste Mal auch gerne kommen würde :)

Eigentlich war die Veranstaltung als einmalige Aktion gedacht, aber wir haben ja noch ein paar Monate in Morogoro, um erneut „Krach von fünf bis acht“ zu machen. Von mir aus dann gerne mit einem anderen Musikgenre ;)

 

Freitag, 14.10.2022

Nyerere Day

Der 14. Oktober ist in Tansania ein Feiertag. Am sogenannten Nyerere Day wird an den Tod von Julius Nyerere erinnert.

Julius Nyerere wurde 1922 geboren und ist 1999 verstorben. Auf Grund seiner Errungenschaften als Politiker wird er bis in die Gegenwart als „Mwalimu“ (Lehrer) und „Baba wa Taifa“ (Vater der Nation) bezeichnet.

Als Vorsitzender der sozialistisch orientierten Tanganjika African National Union (TANU) führte Nyerere 1961 das unter britischer Hoheit stehende Tanganjika in die staatliche Unabhängigkeit. 1962 wurde er zum ersten Staatspräsidenten und Regierungschef der „Republik Tanganjika“ gewählt. 1964 kam es zum Zusammenschluss mit der damaligen Volksrepublik Sansibar und Pemba. Nyerere blieb bis zu seinem Rücktritt 1985 Präsident der nunmehr vereinigten Republik Tansania. (Quelle: Wikipedia)

Für den 14. Oktober hatte ich keine bestimmten Pläne. Ich wusste nur, dass ich an diesem Tag nicht zur Arbeit gehen muss.

Am Tag zuvor beim Frühsport wurde mir gesagt, dass sich die Mitglieder des „Mlimani Jogging“ Clubs am Nyerere Day direkt am Vereins Büro treffen und dann zur Feier des Tages ein Spaziergang zusammen gemacht wird.

Also bin ich am 14. Oktober um 5:30 Uhr morgens zum Treffpunkt gelaufen, mit der Erwartung einen ruhigen Spaziergang zu machen. Natürlich hatte ich mir dafür keine Sportsachen angezogen. Als ich ankam, waren schon ein paar der anderen Leute da, mit denen ich morgens immer Sport mache. Von ihnen war jedoch keiner in Alltagsklamotten gekleidet. Alle hatten einheitliche Vereins-Sportshirts an. Mir war nun klar, dass ich irgendetwas falsch verstanden haben musste und wir doch nicht nur spazieren gehen.

Während wir auf weitere Teilnehmer warteten, haben wir uns ein bisschen aufgewärmt. Kurze Zeit später sind wir ins Stadtzentrum zu einer Bank gejoggt. An diesem Treffpunkt haben schon viel mehr Menschen auf uns gewartet. Diesmal auch Mitglieder eines anderen Jogging-Vereins. Insgesamt haben an der Veranstaltung bestimmt um die 75 Menschen teilgenommen. Als alle versammelt waren, wurde ein Gruppenfoto von einem professionellen Fotografen gemacht. Dieser ist während des gesamten Events mitgelaufen und Fotos hat gemacht.

Auf ein Auto waren große Boxen draufgeschnallt und eine Art DJ hat sich um die Musik und das Mikro gekümmert. Nach einer kurzen gemeinsamen Dehn- und Aufwärmeinheit ging es als langer Zug durch die Stadt. Das Auto mit der Musik hat uns auf dem ganzen Weg begleitet, während wir gejoggt sind. Da wir auf der Straße liefen, waren ein paar Personen dafür verantwortlich den Verkehr zu lenken. Ganz vorne wurde ein Banner mit der Aufschrift „T-ogether E-veryone A-chieves M-ore“ getragen. Außerdem hatten manche Teilnehmer Fahnen in der Hand. Während des gesamten Laufs wurden Sprüche gerufen. Teilweise gab es dann sogar noch Choreografien dazu. Ich habe leider nicht verstanden, was die Bedeutung der Sprüche war, aber trotzdem versucht, die Bewegungen so gut es geht mitzumachen. Es war ein großartiges Gefühl, Teil dieser Gruppe zu sein! Alle waren so motiviert und hatten sehr viel Spaß.

Nach ungefähr einer Stunde sind wir bei einem Fußballfeld angekommen. Hier wurde für alle Teilnehmer Wasser bereitgestellt. Anstelle von einer Erholungspause ging es direkt weiter im Programm. Nach erneuten Dehnübungen haben wir alle zusammen Aerobic gemacht. Als das geschafft war, ging es direkt mit Tauziehen weiter. Ich durfte auch einmal ziehen. Mein Team hat sogar gewonnen :) Alle haben lautstark gejubelt! Dann haben wir Gruppenfotos mit dem Verein gemacht. Anschließend kam es zu einem spontanen „Dancebattle“. Es war sehr interessant anzuschauen, weil die Bewegungen teilweise ganz andere waren als in Deutschland. Als nächster Programmpunkt war „Hühnerfangen“ dran. Ja, ihr habt richtig gelesen! Auf einmal standen zwei Hühner auf dem Feld. Mehrmals hintereinander ist eine kleine Gruppe von Menschen auf die Hühner zugestürmt und hat versucht sie zu fangen. Es hat auch tatsächlich immer jemand die Hühner bekommen. Dann war die Freude groß! Am Schluss wurden die Hühner von zwei Leuten mit nach Hause genommen. Ich denke mal, zum Schlachten. Im Anschluss wurden ein paar Ansprachen gehalten. Ich konnte leider nicht viel verstehen, da mein Kiswahili dafür zu schlecht ist. Als letzten Programmpunkt gab es Frühstück. Wie ich gelernt habe, kommt das Essen hier bei fast allen Veranstaltungen zum Schluss.

Auf dem Rückweg haben mich zwei nette Frauen mitgenommen. Zurück zu Hause war ich erst einmal völlig überrumpelt von dem, was schon alles am Morgen passiert war. Und ich dachte, ich treffe mich für einen Spaziergang… Pustekuchen!

Dienstag, 04.10.2022

Zurück nach Daressalam

Die DTP-Freiwilligen wurden von der deutschen Botschaft eingeladen, um zusammen den Tag der deutschen Einheit zu feiern.

Seit ein paar Jahren sind wir (die DTP-Freiwilligen) die Einzigen, die noch zu dieser Feierlichkeit eingeladen werden. Die Freiwilligen anderer Organisationen haben sich in der Vergangenheit daneben benommen, indem sie in den Pool der Botschafterin gesprungen sind. Glücklicherweise konnten sich unsere Vorgänger beherrschen, sodass uns das Privileg erhalten blieb.

Am 2. Oktober ging es für mich und zwei Mitfreiwillige los nach Daressalam. Eigentlich hatten wir vor, mit dem Bus zu fahren. Einen Tag vor Abreise hatte ich aber zufällig noch eine Mitfahrgelegenheit gefunden. Um dem vielen Verkehr auf der nur einspurigen Straße zu umgehen, sind wir schon um 1:30 Uhr in der Nacht losgefahren. Nach ca. einer Stunde Fahrt haben wir noch einen weiteren Freiwilligen eingesammelt, der im Eco-Camp nahe Bwawani lebt und arbeitet.

Nach einer anstrengenden Fahrt sind wir um 5:30 Uhr an dem Hotel unseres Fahrers angekommen. Von hier aus sind wir eine halbe Stunde zu unserem eigenem Hostel gelaufen. Nachdem wir eingecheckt hatten, haben wir uns erstmal in unser Zimmer gelegt und versucht, noch ein bisschen zu schlafen.

Um 9 Uhr bin ich von den Umgebungsgeräuschen aufgewacht und auf die Toilette gegangen. Hier habe ich eine Leiter gefunden, die ich aus Neugierde hochgeklettert bin. Auf einmal stand ich auf dem Dach des Hostels. Obwohl es nicht sehr hoch war, hatte man einen guten Blick auf die Stadt. Vor allem war es sehr friedlich hier oben, weil ich mich weit weg von der Hektik auf den Straßen befand.

Neben unserem Hostel standen zwei große Bäume, in denen hunderte von Flughunden gewohnt haben. Als ich auf dem Dach stand, waren die Flughunde gerade dabei von ihrem nächtlichen Flug zurückzukommen und sich zum Schlafen in die Bäume zu hängen. Dabei haben sie ganz schön Krach gemacht. Die Größe der Tiere war beeindruckend. Sie waren fast so groß wie Raben. Daher konnte man den Kopf, die Flügel und die Arme mit den Fingern genau erkennen. Es war ein unglaubliches Gefühl, oben auf dem Dach zu stehen, während hunderte Flughunde um mich herumgeflogen sind.

Kurz darauf sind wir in die Stadt losgegangen. Auf dem Markt haben wir die weitere DTP-Freiwillige getroffen, die teilweise schon früher angereist waren. Zusammen sind wir Chipsi Mayai essen gegangen. Es war schön, sich nach einem Monat wieder zu treffen und sich über die individuellen Erfahrungen in den Gastfamilien und den Aufnahmeorganisationen austauschen zu können.

Zwei andere Freiwillige und ich hatten keine Lust, noch länger in dem Restaurant rumzusitzen und sind allein losgezogen. Als erstes haben wir uns den botanischen Garten von Daressalam angeschaut. Da Sonntag war, konnten wir ohne Eintritt rein. Besonders schön war der Garten jedoch nicht.

Daraufhin sind wir wieder Richtung Markt gelaufen. Auf dem Weg haben wir uns jeder eine Kokosnuss gekauft. Für mich war es die Erste überhaupt. Um das Kokosfleisch herauszukratzen, haben wir uns auf die Treppen vor einer Markthalle gesetzt. Auf einmal kam ein großer Menschenzug mit Musik und Tanz die Straße entlang. Wir haben von Passanten erfahren, dass es sich um Muslime handelt, welche die Geburt von Mohammed feiern.

Nach einem kurzen Abstecher auf den Markt, mussten wir wieder zurück, da wir uns mit den anderen Freiwilligen im Badminton Institut, einem indischen Restaurant, verabredet hatten.

Als wir nach dem Essen zurück zum Hostel gelaufen sind, sind wir an ganz vielen Hindu-Tempeln vorbeigekommen, in denen ein Fest gefeiert wurde. Wir wurden eingeladen, in die Tempel zu gehen und uns die Feier aus der Nähe anzuschauen. Alles war sehr bunt. Es wurde viel getanzt und in zwei Tempeln sah es so aus, als würde eine Preisverleihung stattfinden.

Um den Tag abzurunden, sind wir auf eine Rooftop Bar gegangen, die sich direkt gegenüber von unserem Hostel befand.

Am nächsten Morgen sind wir alle zusammen zum Strand gegangen. Dazu sind wir mit der Fähre rüber auf die Halbinsel gefahren und haben uns hier ein Daladala genommen. Da wir nicht für den Strand bezahlen wollten, sind wir einfach einem kleinen Weg zum Wasser gefolgt. An dieser Stelle haben einige Menschen gearbeitet, indem sie Muscheln gesammelt, gefischt oder Boote gebaut haben. Uns war das aber egal und wir haben uns einfach dazwischengesetzt.

Nach drei Stunden mussten wir auch schon wieder den Rückweg antreten, da wir uns noch für die Botschaftsfeier fertig machen wollten.

Die Feier zum Tag der deutschen Einheit hat um 18 Uhr begonnen und fand bei der German Residence statt, also dort wo die Botschafterin wohnt. Wir sind von unserem Hostel aus ca. 35 Minuten hingelaufen. Typisch deutsch, waren wir schon zwanzig Minuten zu früh da.  Am Eingang wurde die Einladung und der Reisepass überprüft, dann durften wir eintreten. Weil wir schon so früh ankamen, waren am Anfang noch kaum Leute da. Mit der Zeit wurden es aber immer mehr. Ich würde schätzen, dass es insgesamt 300 Gäste waren, sowohl Deutsche als auch Tansanier.

Im Garten waren Stehtische aufgebaut. Außerdem war alles sehr schön, mit vielen Lichterketten dekoriert. Die meiste Zeit hat man einfach rumgestanden und sich unterhalten. Im Hintergrund hat eine tansanische Band gespielt. Während der gesamten Feier wurden Häppchen verteilt: Kartoffelsalat, Sauerkraut, Laugengebäck, Würstchen und Fleischkäse; typische deutsch eben. Zum Nachtisch gab es Apfelstrudel mit Vanillesoße. Außerdem konnte man sich umsonst Getränke nehmen.

An einer Stelle war ein Glücksrad aufgebaut. Nachdem man eine Frage über Deutschland richtig beantwortet hatte, durfte man sich ein Preis aussuchen. Ich habe ein Schweißband mit Deutschland Flagge, eine Tasche, ein Buch mit Fakten über Deutschland und eine Spreewälder Essiggurke abgestaubt.

Zwischendurch wurde die tansanische und deutsche Nationalhymne gesungen. Danach haben die deutsche Botschafterin und der tansanische Justizminister eine Rede gehalten und es wurde ein kleines Ständchen mit der Trompete gespielt.

Ich habe tatsächlich den Pool gesehen, in den die anderen Freiwilligen vor ein paar Jahren gesprungen sind. Wir konnten uns aber zum Glück ebenfalls beherrschen, sodass der nächste Jahrgang auch wieder die Chance auf eine Einladung zum 3. Oktober hat 😉

Um 21 Uhr hat die Musik aufgehört zu spielen und die Gäste sind nach und nach gegangen. Ich bin nicht mehr so lange geblieben, weil ich vom ganzen Wochenende sehr müde war.

Am nächsten Morgen ging es auch schon wieder nach Morogoro, diesmal aber mit dem öffentlichen Bus. Amelie und ich haben zunächst einen „Fast Bus“ zur großen Busstation genommen. Hier war es sooo voll mit Leuten, von denen sich viele an uns drangehängt haben und wissen wollten, wo wir hinfahren. Das war wirklich sehr stressig und überfordernd! Wir haben aber auch ohne Hilfe den richtigen Reisebus gefunden. Ungefähr vier Stunden später waren wir dann wieder zurück in Morogoro.

Samstag, 01.10.2022

Was habe ich den ersten Monat bei TASUWORI gemacht?

Die Zeit bei Tasuwori ist bis jetzt unglaublich schnell vergangen, weil einfach schon so viel passiert ist.

Neben Amelie und mir arbeiten bei Tasuwori noch zwei Mitarbeiterinnen, Nyaka und Rehema. Gegründet wurde die AO von unserem Chef Emmanuel.

Nachdem Amelie und ich zunächst eine kleine Einführung in die Arbeit und Projekte von Tasuwori bekommen hatten, sind wir am darauffolgenden Tag direkt auf einen Field Trip gefahren. Es ging nach Gairo. Gairo liegt etwa auf der Hälfte zwischen Dodoma und Morogoro und ist mit dem Auto innerhalb von 4 Stunden zu erreichen. Hier haben wir an drei Tagen insgesamt eine Primary und drei Secondary Schools besucht, um mit den Schülerinnen über Themen wie peer groups, GBV, teenage pregnancy etc. zusprechen. Amelie und ich haben die meiste Zeit zugehört, da auf Kiswahili geredet wurde. Nur zum Thema self-awareness konnten wir auch kurz etwas auf Englisch beitragen. Es war eine großartige Erfahrung an die Schulen zu gehen und die Schüler zu treffen. Alle waren immer sehr neugierig, uns zu sehen und gespannt, Fotos mit uns zu machen. Leider konnten die meisten nicht sehr gut Englisch oder haben sich nicht getraut mit uns zu sprechen. Daher gab es zwischen uns kaum Kommunikation.

Neben der Aufklärungskampagne haben wir an jeder Schule einen Floating Garden aus Plastikflaschen gebaut. Hierzu haben wir die Flaschen einmal in der Mitte durchgeschnitten, das Oberteil umgedreht und in das Unterteil gesteckt. In die obere Hälfte wird Erde eingefüllt und in die untere Hälfte Wasser. Der Flaschendeckel wird abgeschraubt und durch das entstandene Loch wird die Erde mithilfe eines Baumwollfadens mit dem Wasser verbunden. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass die Erde immer feucht bleibt. Am Schluss werden die Flaschen aufgehängt. Angepflanzt haben wir in diesen Gärten Chinakohl. Zur Pflege des Gartens soll an jeder Schule ein Club gegründet werden. Das Ziel ist, dass der Chinakohl in der Schule zum Kochen und Essen verwendet werden kann.

Außerdem haben wir noch auf dem Grundstück einer Privatperson in der Nähe des Office einen Floating Garden gebaut und zusätzlich ein paar Muster Flaschen für unser Office.

In der dritten Woche haben wir einen Field Trip nach Mvuha gemacht. Mvuha liegt südöstlich von Morogoro. Hier sind wir nur eine Nacht geblieben, um das EWA (Education with Accountability) Projekt vorzustellen und zu starten. Das Ziel bei dem Projekt ist es, dass sich die Verantwortungsträger im Bildungssystem (Lehrer, Schulleiter, Politiker) ihrer Pflichten und Aufgaben bewusst sind, sodass die Ressourcen, die für das Bildungssystem bereitgestellt werden, auch dort ankommen, wo sie hinsollen. Außerdem soll die Infrastruktur rund um die Schulen und die Situation für die Lehrer verbessert werden.

Nach allen Field Trips müssen wir immer einen Report über unsere Erlebnisse und Erfahrungen schreiben.

In der letzten September Woche konnten wir endlich unseren ersten Lehmofen bauen. Amelie und ich haben noch viel zugeschaut, aber für das nächste Mal würde ich uns sogar zutrauen, den Ofen allein bauen zu können.

Des Weiteren haben wir eine andere AO namens Kinara Youth besucht und eine Stellenausschreibung erstellt, da einer der Mitarbeiter von Tasuwori überraschenderweise einen neuen Job in der Nähe von Arusha angenommen hat.

An vielen Arbeitstagen hatten wir morgens ca. eine Stunde Kiswahili-Unterricht mit Rehema.

Obwohl wir so viel bei Tasuwori gemacht haben, gab es aber auch Tage, an denen wir nicht viel zu tun hatten und uns die Zeit irgendwie vertreiben mussten.

Im Allgemeinen bin ich sehr zufrieden mit meiner AO (Aufnahmeorganisation)! Die Arbeit macht Spaß und ist sehr abwechslungsreich. Außerdem sind alle Kollegen sehr nett und herzlich, wodurch ich mich immer willkommen und geborgen fühle.