Berichte von 09/2022

Freitag, 30.09.2022

Mzungu!

Wenn ich in Tansania durch die Straßen laufe, höre ich von allen Seiten das Wort „mzungu“. Sogar Leute, die mich schon besser kennen, nennen mich so, oder sprechen mich sogar mit „mzungu“ an.

Was bedeutet dieses Wort?

Mzungu (Mehrzahl: Wazungu) ist ein Wort aus dem Kiswahili. Wörtlich übersetzt heißt es „jemand, der ziellos umherwandert“. Ursprünglich stammt der Begriff aus der Region der Großen Afrikanischen Seen und beschrieb europäische Forscher des 18. Jahrhunderts. Heutzutage steht das Wort für Europäer bzw. für jemanden mit weißer Haut. (Mzungu- Wikipedia)

Ich habe schon mehrmals nachgefragt und bekam immer die Antwort, dass die Bezeichnung in den meisten Fällen nicht negativ gemeint ist. Ich falle als Weiße eben auf und die Menschen freuten sich mich zu sehen.

Was mir neben „mzungu“ noch hinterhergerufen wird, ist „lete mzungu!“, was man mit „Bring den Weißen!“ übersetzt werden kann. Dieser Ausdruck entstand erst dieses Jahr.

Die zwei großen Fußballteams in Tansania sind Simba und Yanga. Im Team Simba gibt es aktuell einen weißen Spieler aus Serbien. Beim Aufrufen des Spielers hat der Moderator anstelle des Namens nur „lete mzungu!“ gerufen. Durch die Fans wurde diese Äußerung sehr populär. Es ging sogar so weit, dass ein Song geschrieben wurde.

Montag, 26.09.2022

Wandertag

Am 24 September 2022 hatte ich mich mit sechs anderen Deutschen, teilweise auch Freiwilligen, und einem Tansanier an der Old DSM Road in Morogoro verabredet, um zusammen wandern zu gehen. Unser Ziel war der Bondwa Peak.

Bevor es los ging, sind wir mit dem Bajaji in die Stadt gefahren, um uns Verpflegung zu besorgen. In der großen Markthalle haben wir uns mit Früchten und anderen Leckereien eingedeckt. Ich hatte von meiner Gastmutter schon Proviant mitbekommen, weshalb ich mir nichts mehr besorgen musste.

Danach ging es wieder mit dem Bajaji weiter den Berg hoch. Wir sind so hoch gefahren, wie die Straße noch geteert war. Danach ging es zu Fuß weiter.

Zunächst war der Weg noch sehr breit und es sind immer wieder Motorräder an uns vorbeigefahren. Ich war wirklich überrascht, wie viel auf dem Berg los ist. Obwohl wir immer höher kamen, haben noch Menschen hier gelebt und am Berghang Pflanzen wie Karotten, Erdbeeren oder Erbsen angebaut. Alle, die wir getroffen haben, waren sehr freundlich und haben uns „safari njema“ (Gute Reise) gewünscht.

Zwei Freiwillige unserer Gruppe sind den Weg vor einem halben Jahr schon einmal gegangen und konnten sich daher an eine Abkürzung erinnern. Wir anderen waren erst etwas skeptisch, haben ihnen dann aber vertraut. Von dort an ging es auf einem schmalen Trampelpfad weiter, der teilweise echt steil war. Da es am Morgen geregnet hatte, was der Boden zusätzlich noch aufgeweicht und an einigen Stellen ziemlich rutschig.

Wir haben immer mal wieder kleine Pausen gemacht, um uns zu stärken, da der Aufstieg wirklich viel Kraft und Ausdauer gekostet hat.

Nach ungefähr. der Hälfte hatten wir „Morningsite“ erreicht. Das ist ein Aussichtspunkt, von dem aus man sehr gut auf Morogoro blicken kann. Hier steht ein altes Haus und es gibt eine Toilette. Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es für uns schon bald weiter, da noch viel Weg vor uns lag.

Nach „Morningsite“ wurde der Weg noch einmal steiler. Man musste teilweise die Hände zur Unterstützung benutzen, um weiterzukommen.

Dafür war die Landschaft ein Traum! Die Berghänge waren so schön anzusehen. Zwischendurch kamen wir immer mal wieder an kleinen Bächen vorbei. Alles war so grün und das Wetter hat auch super mitgespielt. Wenn die Aussicht auf das Tal frei wurde, konnte ich mich gar nicht satt sehen.

Ab einer bestimmten Höhe hat sich die Vegetation stark verändert. Während wir davor über freies Feld gelaufen sind, hat plötzlich der Wald angefangen. Dieser war ebenfalls sehr beeindruckend, weil es ganz andere Bäume und Pflanzen gab als in Deutschland. Je höher wir kamen, desto nebeliger und kühler wurde es.

5h 30min und 1550 Höhenmeter später waren wir endlich oben angekommen. Auf dem Gipfel stehen ein Sendemast, ein kleines Häuschen mit Servern und sogar eine Toilette. Es waren auch noch ein paar andere Menschen oben. Wir haben uns erstmal in das Haus gesetzt und gestärkt. Als wir oben angekommen waren, konnte man nicht mehr als eine weiße Wand sehen, da der Gipfel von Wolken umgeben war. Glücklicherweise ist der Himmel nach kurzer Zeit aufgezogen und gab eine unglaubliche Aussicht frei.

Nachdem wir 1h 30min die Umgebung genossen und neue Energie getankt hatten, ging es auch schon wieder runter. Der Rückweg war deutlich weniger anstrengend. Trotzdem musste man immer aufpassen, wo man hintritt und, dass man bei der starken Steigung nicht ausrutscht.

Kurz vor dem Ziel haben wir noch einen kleinen Stopp eingelegt, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Das letzte Stück mussten wir dann im Dunkeln zurücklegen. Wir hatten aber Taschenlampen dabei. Für den Rückweg haben wir nur 4h 15min gebraucht.

Unten angekommen, haben wir uns von Bodabodas zurück ins Stadtzentrum fahren lassen und den Tag mit einem gemeinsamen Abendessen abgerundet.

Sonntag, 25.09.2022

Tansanische öffentliche Verkehrsmittel

Ich möchte euch einen kleinen Überblich über die öffentlichen Verkehrsmittel in Tansania geben, damit ihr wisst, was ich meine, wenn ich von Daladala, Bajaji oder Bodaboda spreche.

Daladala

Ein Daladala ist ein Kleinbus. Wie in Deutschland gibt es verschiedene Routen, die abgefahren werden. Je nachdem wo man hin will, muss man sich das passende Daladala schnappen. Für eine Fahrt (egal wohin) hat man in Daressalam 500 Tsh pro Person bezahlt, also ca. 20 Cent.

Im Daladala kann es unter Umständen so richtig voll werden. Dann steht man sehr gedrückt aneinander und kann sich nichtmehr bewegen (wirklich nichts im Vergleich zu den vollen Busse in Deutschland). Außerdem haben große Menschen ein Problem, da das Dach meistens sehr niedrig ist.

Ein Daladala wird von zwei Menschen betrieben, dem Fahrer und dem „Konda“. Der „Konda“ steht an der Tür, ruft die Richtung des Daladala aus und sammelt das Geld der Passagiere ein.

Bajaji

Ein Bajaji kann man sich so ähnlich wie eine Rikscha vorstellen nur, dass es motorisiert ist. Am häufigsten gibt es Bajajis, in die drei oder vier Personen passen. Seltener findet man eine größere Variante, bei der bis zu acht Leute mitfahren können. Hier bezahlt man in Morogoro um die 700 Tsh pro Fahrt, also ca. 30 Cent.

Wenn man ein Bajaji nehmen möchte, muss man sich nur an den Rand einer etwas größeren Straße stellen und warten, bis ein leeres Fahrzeug vorbeikommt oder man irgendwo dazu steigen kann. Je nachdem wo man steht, handelt es sich meistens nur um Sekunden, bis man eine Mitfahrgelegenheit gefunden hat.

Bodaboda

Ein Bodaboda ist ein Motorrad. Es können bis zu zwei Personen plus Gepäck gleichzeitig hinten mitgenommen werden. Hier bezahlt man in Mororgoro 1000 Tsh pro Fahrt, also ca. 45 Cent.

Uns wurde davon abgeraten Bodaboda zu fahren, da keine Helme oder Schutzkleidung getragen werden und man nicht weiß, wie verantwortungsbewusst gefahren wird. Trotzdem bin ich bis jetzt schon einmal Bodaboda gefahren. Das war aber ein Notfall, da wir schnell zum Arzt mussten.

Es gibt bestimmte Stellen, an denen immer ein paar Bodabodas auf einen Kunden warten. Auf der Straße fahren aber auch immer wieder unbelegte Motorräder an einem vorbei, auf die man aufsteigen könnte.

Freitag, 23.09.2022

Wo und wie lebe ich überhaupt in Morogoro?

Ich bin jetzt schon seit fast drei Wochen in Morogoro und habe mich schon ein bisschen an die neue Umgebung gewöhnt. Trotzdem fühlt sich Vieles noch sehr fremd an.

Ich wohne hier bei einer Gastfamilie.

Das Haus hat eine echt praktische Lage. Der Stadtteil heißt „Forest Hill“. Das ist außerhalb des Stadtzentrums, wodurch es nicht so voll und laut ist. Trotzdem erreicht man das Zentrum zu Fuß innerhalb einer halben Stunde. In der Nähe gibt es Restaurants und verschiedene kleine Läden, in denen alles Mögliche angeboten wird. Nicht weit entfernt gibt es zusätzlich einen kleinen Markt und ein kleines Krankenhaus. Die Straße ist nicht sehr viel befahren. Es kommen nur immer mal wieder ein paar Autos oder Motorräder vorbei.

Das Grundstück ist für deutsche Verhältnisse sehr groß. Im Garten gibt es viele verschiedene Pflanzen und Bäume, wie zum Beispiel Bananen-, Avocado-, Papaya- und Maracujabäume, unterschiedliche Chili Pflanzen Blumen, und vieles mehr. Wenn die Früchte reif sind, kann man sie direkt aus dem Garten ernten. Bis jetzt haben wir schon die unreifen Bananen und Chilis zum Kochen verwendet.

Zusätzlich steht hinter dem Haus ein Hühnerstall. Es gibt also immer frische Eier.

Meine Gastfamilie besteht aus meiner Gastmutter Joyce (58) und meinem Gastbruder Samwel (33). Es gibt auch noch andere Familienmitglieder, wie den Ehemann und weitere Kinder. Diese sind aber zurzeit nicht da, oder leben wo anders.

Des Weiteren lebt ein „Houseboy“ mit im Haus, der sich um den Garten kümmert und putzt. Außerdem befindet sich hinter dem Haus noch ein Gebäude mit drei kleinen Wohnungen, in denen jeweils eine Person zu Miete wohnt. Am Anfang war ich sehr verwirrt, wer die ganzen Menschen sind, die immer auf dem Grundstück herumlaufen.

Vor dem Haus parkt meistens das Auto meiner Gastmutter, was sie aber gerade versucht wieder zu verkaufen.

Ich habe ein eigenes Zimmer, das sogar relativ groß ist. Leider ist es ziemlich vollgestellt mit Zeug von der Gastfamilie, wodurch dann doch nicht mehr so viel Platz für mich bleibt. Ich schlafe unten in einem Stockbett. Da alle Schränke schon voll waren, habe ich meine Klamotten in meinem aufgeklappten Koffer verteilt. Außerdem gibt es noch einen kleinen Tisch, zwei Stühle und einen Jackenständer.

Die Toilette ist eine Hocktoilette. Es gibt keine elektrische Spülung, sondern das Wasser muss hinterher gekippt werden. Eine richtige Dusche ist nicht vorhanden. Man duscht sich in der Toilette, wofür ein Eimer mit Wasser und eine Schöpfkelle verwendet wird. Wenn man warmes Wasser möchte, muss man sich dieses zuvor aufwärmen.

In der Küche wird mit einem Gasherd oder auch teilweise vor dem Haus mit Holzkohle gekocht. Zum Aufbewahren von Lebensmitteln gibt es einen kleinen Kühlschrank mit Eisfach.

Außerdem gibt es noch ein Wohnzimmer und Essbereich.

Frühstück und Abendessen esse ich mit der Gastfamilie zusammen. Mittags muss ich mir entweder etwas kaufen oder ich nehme mir etwas mit.

Samstag, 03.09.2022

Meine erste Woche in Tansania- das Einführungsseminar

Karibu sana Tanzania!

Ich bin am Freitagabend, den 26. August 2022, von Frankfurt aus nach Dubai geflogen. Hier hat sich unser ganzer Jahrgang zusammengefunden. Nach einem kurzen Aufenthalt ging es von dort aus weiter nach Daressalam. Bei mir gab es zum Glück keine Verspätungen oder anderweitige Vorfälle, sodass wir wie geplant nach ca. 15 Stunden um 14:00 Uhr Ortszeit in Tansania gelandet sind.

Da unsere Residents Permits noch nicht fertig sind, haben wir uns am Flughafen zuallererst Touristenvisa besorgt. Danach wurden wir von Melina (unser Ansprechpartnerin in TZ), Olivia (einer Kollegin von Melina) und Santino (ein Ehemaliger DTP Freiwilliger) empfangen. Nach einem ersten Gruppenfoto am Flughafen wurden wir mit einem kleinen Minibus zu unserer Unterkunft gefahren. Während der Fahrt konnte ich zum ersten Mal etwas von Daressalam sehen. Nach der langen Reise war es gut sich einfach in dem Bus setzen zu können und die Stadt an sich vorbeiziehen zu sehen.

Untergebracht waren wir im Msimbazi Centre. Das ist ein christliches Zentrum mit Kloster, Kirche und einem sehr schönen Garten. Von der Unterkunft aus kam man schnell ins Zentrum, trotzdem war es im Vergleich zum Treiben in der Stadt sehr friedlich. Ich war mit Amelie, meiner AO-Partnerin (AO= Aufnahmeorgansiation), zusammen in einem Zimmer. Mit ihr werde ich auch gemeinsam bei TASUWORI arbeiten. Drei Mal am Tag wurde für uns gekocht, außer wir waren auswärts essen. Es gab immer eine sehr große Auswahl an Beilagen. Hier hatte ich das erste Mal die Chance typisches tansanisches Essen zu probieren. Das Meiste hat mir sehr gut geschmeckt. Es gab aber sehr viel Reis. Ich glaube ich habe vorher noch nie so viel Reis in so kurzer Zeit zu mir genommen ;) Mit den Köchen gab es die Gelegenheit erste kurze Gespräche auf Kiswahili zu führen.

Die Einführungswoche hatte einen sehr straffen Zeitplan, weshalb mir kaum Zeit für mich selbst blieb. Trotzdem hat mir die gesamte Woche sehr viel Spaß gemacht und ich hätte keine von den Aktivitäten weglassen wollen.

An drei Vormittagen konnten wir im Kiswahili-Unterricht bei Mwalimu (Lehrer) Musa unsere Sprachkenntnisse vertiefen, damit wir uns in alltäglichen Situationen, wie auf dem Markt oder im Daladala (Bus), verständigen können. Auf der City Rally konnten wir auf eigene Faust das Zentrum von Daressalam erkunden. Die Menschen hier sind sehr offen und kommunikativ. Besonders als Europäer wird man oft angesprochen und könnte sich, wenn man die Zeit und Lust hat, an jeder Ecke in ein Gespräch verwickeln lassen. Einen Tag später hatten wir die Möglichkeit den Karume Markt, größter Markt Tansanias, zu besuchen. Abends hat uns Jana Kanig vom WWF Tansania besucht. Die gemeinsame Diskussion thematisierte den Umweltschutz und die Auswirkungen der Klimakrise in Tansania. Zudem konnten wir einige aktuelle Projekte des WWFs in Tansania kennenlernen und aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Am nächsten Tag wurden wir Freiwilligen herzlich von der Deutsche Botschaft empfangen, bevor wir ein paar Stunden am traumhaften Malaika Beach entspannen konnten. Durch die anschließende Panel Discussion im „National Museum of Tanzania“ über weibliche Künstlerinnen in Ostafrika, konnten wir einen Einblick in die Kunstszene erlangen.

In Tansania wird der Müll täglich auf der Straße verbrannt. Gerade deswegen gibt es viele Initiativen und Organisationen, die sich mit den Themen Recycling und Upcycling beschäftigen. Auf dem Einführungsseminar hatten wir die Möglichkeit die NGO* „AfriCraft“ genauer kennenzulernen. Durch die praktischen Erfahrungen in den Workshops sind wir der Thematik nähergekommen. Ein Spaziergang bei Sonnenuntergang durch Daressalam hat den Tag abgerundet.

Am letzten Tag des Seminars haben wir unsere Erfahrungen reflektiert. Wir haben gelernt, dass in ein volles Daladala immer noch mindestens 5 Menschen mehr reinpassen ;-)

Am Samstag wurden Amelie und ich von unserem AO-Chef, Emmanuel, und einer Mitarbeiterin, Sala, abgeholt und mit dem Auto nach Morogoro zu unseren Gastfamilien gefahren. Die Reise war durch die enge Straße und den Fahrstil der Tansanier ein Abenteuer an sich. Dazu kam, dass wir einen platten Reifen hatten. Dieser wurde aber zum Glück schnell von einem Straßenverkäufer durch ein Notrad ersetzt. Als wir am Abend in Morogoro angekommen sind, konnte ich zum ersten Mal meine Gastfamilie kennenlernen und in mein neues Zimmer einziehen.