Berichte von 07/2023

Sonntag, 30.07.2023

Vorbereitungsseminar der Süd-Nord-Freiwilligen

Von Melina (unsere tansanische Mentorin) wurde ich gebeten nach Dodoma zu kommen, um mit den zukünftigen Süd-Nord-Freiwilligen über Deutschland zu sprechen. Das „weltwärts“ Programm gibt es nämlich in beide Richtungen, sodass seit letztem Jahr in Zusammenarbeit von DTP und ACC auch Tansanier für ein Jahr nach Deutschland gesendet werden.

Die vier Freiwilligen (ausgewählt aus ca. 400 Bewerbern) werden am 23. August abfliegen und in Hamburg bzw. Berlin mit Kindern, Menschen mit Handicap oder bei einem Farm-Projekt mitarbeiten.

Ich durfte auch die ehemaligen Freiwilligen kennenlernen, die schon wieder aus Deutschland zurückgekommen sind. Alle waren supernett und ich kann sie mir echt ganz gut in Deutschland vorstellen. Vor allem war ich beeindruckt davon, wie sicher manche von ihnen schon Deutsch sprechen konnten.

Dienstag, 25.07.2023

Kanga und Kitenge

Kanga sind bunte Tücher, auf denen Sprüche draufstehen. Viele der Sprüche haben mit Religion und Glauben zu tun, man findet aber auch vereinzelt welche ohne Bezug zu Gott. Kanga werden vor allem von Frauen benutzt, um sie sich umzuwickeln und Kinder oder andere Dinge zu transportieren.

Kitenge sind bunte Stoff ohne Sprüche. Es gibt sie in allen möglichen Farben und Mustern. Man kann sie wie Kanga verwenden. Zusätzlich sind sie dafür gedacht, dass man sich aus ihnen Kleidungsstücke schneidern lässt. Ich habe mir bis jetzt schon zwei Kleider anfertigen lassen. Einen Rock habe ich in Auftrag gegeben und warte gerade noch darauf, dass er fertig wird.

Kitenge Laden

Montag, 24.07.2023

Azam

In Tansania wird gefühlt alles von einem Unternehmen kontrolliert: Azam

Naja, das ist wahrscheinlich ein bisschen übertrieben, aber es fällt auf jeden Fall auf, dass der tansanische Mischkonzern Bakhresa Group (Azam) an sehr vielen Stellen präsent ist.

Besitzer des Konzerns ist der 1949 in auf Sansibar geborene Said Salim Bakhresa. Sein Unternehmen ist eines der größten in Ostafrika.

Azam bietet wirklich fast in allen Bereichen Produkte an:

Mehl, Kekse und Backwaren, Soft Drinks, Säfte, Wasser, Eiscreme, Plastik und Papier Taschen, Verpackungsmaterial, Petroleum Produkte und noch mehr.

Sogar die Fähre von Dar nach Sansibar stammt von Azam. Außerdem gibt es Azam TV und das Unternehmen hat sogar eine eigene (sogar relativ erfolgreiche) Fußball Mannschaft.

Wenn man in Tansania ist, kommt man an Azam also quasi nicht vorbei :)

Jetzt aber keine Angst bekommen, natürlich gibt es auch noch alternative Produkte von anderen Firmen zu kaufen.

Sonntag, 23.07.2023

Das Wetter in Morogoro

Genauso wie in Deutschland gibt es in Morogoro verschiedene „Jahreszeiten“. Innerhalb von Tansania unterscheidet sich das Wetter teilweise stark voneinander, weshalb ich nur über Morogoro schreiben kann. Anstatt von Frühling, Sommer, Herbst und Winter bestehen die „Jahreszeiten“ hier aus kleiner und großer Regenzeit, und kalter und heißer Trockenzeit. Da Tansania im Gegensatz zu Deutschland auf der Südhalbkugel liegt, ist die kalte Periode während unseres Sommers, also jetzt gerade. Auffällig finde ich, dass es zurzeit abends oft windig ist. Gegen Ende des Jahres folgt die kurze Regenzeit, woran sich Anfang des Jahres die heiße Trockenzeit anschließt. Die große Regenzeit liegt in unserem Frühling. Morogoro gilt als einer der Gebiete, die besonders fruchtbar sind, da durch die Berge die Wolken aufgehalten werden.

So zumindest die Theorie…

Von vielen Tansaniern habe ich gehört, dass sich das Wetter in den letzten Jahren verändert hat und sich die „Jahreszeiten“ verschoben haben. Laut meinem Gastbruder war es in Morogoro früher viel kälter als heutzutage. Außerdem sei letztes Jahr sehr viel Regen ausgeblieben. Dieses Jahr habe sich die große Regenzeit nach hinten verschoben und insgesamt soll es auch wieder zu wenig geregnet haben. Dafür gibt es jetzt gerade während der eigentlich kalten Trockenzeit immer mal wieder vereinzelte Regenschauer.

Das sich verändernde und unberechenbare Wetter ist unter anderem ein großes Problem für die Landwirtschaft. Nach dem Pflanzen sind die Farmer auf den Regen angewiesen. Wenn er dann ausbleibt, wurde das Saatgut umsonst investiert. Das ist auch einer der Gründe, warum die Lebensmittelpreise steigen, bzw. gestiegen sind. Soweit ich es mitbekommen habe, sind sie mittlerweile schon wieder etwasw gesunken, jedoch trotzdem nicht auf dem ursprünglichen Niveau.

Den fehlenden Regen spürt man auch daran, dass es während den Trockenzeiten teilweite kein Leitungswasser gab.

Ich bin zwar kein Experte, aber würde sagen, dass man in Morogoro schon recht deutliche Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommt.

Donnerstag, 20.07.2023

Mlimani Jogging Club

Ohne den Mlimani Jogging Club wäre mein Jahr in Tansania nicht halb so schön geworden! Der Verein ist wie eine zweite Familie, in der ich mich super wohl fühle. Ich bin schon im Dezember letzten Jahres beigetreten und habe es in keiner Hinsicht bereut. Dadurch habe ich so viele nette Menschen kennengelernt und nochmal einen tieferen Einblick in das tansanische Leben erlangt.

Unter der Woche machen wir jeden Morgen von 6-7 Uhr zu Musik Aerobic, Bauch-, Rücken- und Dehnübungen. Wir treffen uns auf einer Wiese ein Stück den Berg hoch. Hier kann jeder mitmachen, nicht nur Mitglieder des Vereins. Im Prinzip können alle kommen und gehen, wann sie wollen. Man kann sich aber sicher sein, dass Adam immer da ist und die Stunde leitet. Egal bei welchem Wetter, er ist immer zur Stelle :)

Am Samstagmorgen um 6 Uhr treffen sich alle Mitglieder des Vereins am Jogging Office, ganz in der Nähe vom Stadtzentrum. Wir stellen uns in Dreier-Reihen auf und joggen gemeinsam durch die Stadt. Die Route ist meistens um die 8 km lang. Während dem Rennen rufen bzw. singen wir permanent Sprüche nach dem Call-and-Response-Prinzip. Zu fast allen Sprüchen gibt es passende Bewegungen. Durch das „Singen“ und „Tanzen“ beim Rennen wird es nie langweilig, sondern ganz im Gegenteil bin ich dadurch immer sehr motiviert. Nach der Route wird meistens noch zu Musik Aerobic gemacht und sich gedehnt. Zum Abschluss gibt es eine mal kürzere oder längere Teambesprechung.

An einigen Samstagen gibt es extra Veranstaltungen: man tut sich mit anderen Vereinen zusammen und joggt gemeinsam, an manchen Samstagen kommen sogar alle Vereine aus Morogoro zusammen, an einem anderen Morgen haben wir sogar Bäume gepflanzt. Es ist immer etwas los und durch die Abwechslung bleibt es spannend.

Weitere Aktivitäten waren die Jahressitzung des Vereins, bei der ich dabei sein durfte und ein Ausflug nach Daressalam, bei dem sich ganz viele Jogging Clubs aus ganz Tansania getroffen haben.

Den 15. Juli würde ich als das Finale meines Jahres mit dem Mlimani Jogging Club bezeichnen. An diesem Tag hat der Verein mit einer „Big Bonanza“ sein 8-jähriges Bestehen gefeiert. Die Vorbereitungen haben schon Monate vorher begonnen. Jedes Vereinsmitglied musste einen extra Beitrag für die Bonanza bezahlen. Es wurden Komitees aufgestellt, um die verschiedenen anfallenden Aufgaben zu verteilen. Ich konnte leider nicht so viel bei der Organisation helfen, da ich durch meine Kiswahili Kenntnissen eher ein Hindernis als Hilfe gewesen wäre. Eine Woche vor der Veranstaltung wurden die neuen Outfits ausgeteilt, die wir alle am großen Tag getragen haben: blauweißes Oberteil mit Vereinslogo und schwarze Hose. Mit den Outfits ging es zwei Tage vor der Bonanza zum professionellen Fotoshooting für die Banner, die daraufhin bestellt wurden. Außerdem haben wir mehrere Bäume gepflanzt. Am Vorabend der Bonanza haben wir am Jogging Office die Gäste empfangen. Es kamen Sportvereine aus ganz Tansania (Daressalam, Sansibar, Dodoma, …).

Am Tag der Veranstaltung ging es um 6 Uhr morgens in der Stadt los. Alle Teilnehmer haben sich versammelt und wir sind als riesiger Zug 10 km durch die Stadt gejoggt. Jeder Verein hat seine eigene kleine Einheit gebildet und gesungen und getanzt beim Rennen. Da wir der Veranstalter waren, sind wir ganz vorne gelaufen. Wenn ich mich umgedreht habe, konnte ich das Ende der Menschenmasse nicht sehen, es waren so viele! Die Stimmung war super ausgelassen.

Am Zielort (ein Fußballplatz hinter der Markthalle) war eine Bühne aufgebaut. Zunächst haben wir uns alle gemeinsam gedehnt und dann Aerobic gemacht. Anschließend haben verschiedene Menschen gesprochen oder wurden vorgestellt. Jeder Verein hat eine Teilnahme-Urkunde bekommen. Außerdem wurde ein neues Zelt für unseren Verein eingeweiht.

Als wir mit unserem Programm fertig und alle Fotos geschossen waren, sind wir zusammen tanzend mit Musikbegleitung zum Hostel gelaufen, in dem die Gäste untergebracht waren. Hier gab es erstmal Frühstück.

Danach war Pause angesagt bis zum Mittagessen. Es war Zeit sich umzuziehen und ein bisschen zu entspannen. Beim Mittagessen durfte ich mithelfen Essen auszuteilen.

Am Abend wurde der Tag durch eine Feier abgerundet. Mit Jeans und T-Shirt war ich ein bisschen underdressed, was zum Glück niemanden gestört hat. In solchen Momenten macht sich doch die Sprachbarriere bemerkbar. Ich muss echt immer aufpassen, dass ich alles mitbekomme und nichts falsch verstehe. Im Großen und Ganzen hat das aber ganz gut geklappt :) Auf der Feier wurde viel getanzt, Kuchen gegessen und Leute geehrt. Natürlich durfte eine Einheit Aerobic nicht fehlen! Um Mitternacht war dann Schicht im Schacht und alle sind glücklich und zufrieden ins Bett gefallen.

Ich bin so froh und dankbar, dass ich den Mlimani Jogging Club gefunden habe. Tatsächlich bin ich schon an meinem zweiten Tag in Morogoro zum Frühsport gegangen und habe die ersten Mitglieder kennengelernt. Durch den Verein habe ich so viele Dinge erlebt, die mir sonst verwehrt geblieben wären. Ich bin traurig, dass sich meine Morgen beim Sport jetzt langsam dem Ende zuneigen.

Dienstag, 11.07.2023

Kochen

In Deutschland wird vor allem Strom zum Kochen verwendet. In Tansania kenne ich nur zwei Haushalte, die eine elektrische Herdplatte besitzen.

Strom ist nicht immer verfügbar. Es gibt nicht sehr oft Stromausfälle, aber ab und zu ist er für ein paar Stunden weg. Aus diesem Grund sind drei andere Energieträger verbreiteter.

Die simpelste Art zu kochen, ist die drei-Steine-Taktik. Dabei werden drei Steine so angeordnet, dass man den Topf draufstellen kann und in der Mitte Platz für Holz zum Feuermachen ist. Anstelle von Holz wird zum Feuermachen manchmal auch das innere von Maiskolben verwendet.

Am verbreitetsten ist es, Holzkohle zu benutzen. Es gibt kleine Vorrichtungen zu kaufen, die für das Kochen mit Holzkohle gedacht sind. Als Anzünder werden kleine Holzstöckchen oder auch sonst alles verwendet, was gut brennt.

Als weitere Möglichkeit wird Gas verwendet. Entweder man kocht direkt über der Gasflasche, oder man schließt sie an eine Kochplatte an.

Öfen findet man sehr selten in tansanischen Haushalten. Zum Kuchenbacken wird die glühende Holzkohle beispielsweise unter und auf dem Topf platziert, sodass man die Hitze von unten und oben hat.

In meiner Gastfamilie kochen wir aktuell mit Gas und Holzkohle. Es gab jedoch auch eine Zeit, in der wir über Monate nur Holzkohle hatten.

Ich persönlich bin echt beeindruckt, wie gut die Menschen hier mit der Holzkohle kochen können. Mir ist das Ganze nicht so geheuer und verwende eigentlich immer Gas. Aber selbst da muss man aufpassen mit der offenen Flamme! Mir ist schon einmal der Topflappen angebrannt :)

Montag, 10.07.2023

Mafua- Erkältung

Mich hat es jetzt auch erwischt!

Schon seit etwas längerer Zeit hat die Erkältungszeit in Morogoro angefangen. Nach der Regenzeit ist es „kalt“ hier geworden. Zumindest die Tansanier nennen es kalt. In Deutschland würde ich zu den aktuellen Temperaturen nicht kalt sagen, wenn überhaupt dann ist es frisch. Tagsüber wird es immer noch bis zu 30 Grad warm. Nachts fallen die Temperaturen aber auch mal auf 15 Grad ab. Zusätzlich ist es jetzt oft bewölkt, wodurch die Sonne nicht mehr so durchkommt und es auch „kälter“ ist.

Laut meinem Gastbruder war es früher zu dieser Zeit des Jahres noch viel kälter in Morogoro. Durch das Abholzen der Wälder am Berg und den Klimawandel sei es jetzt deutlich milder.

Für mich hat es auf jeden Fall ausgereicht, dass ich mich jetzt auch angesteckt habe. Hoffentlich werde ich die Erkältung schnell wieder los!

Dienstag, 04.07.2023

6.300 km durch Tansania, Sambia und Simbabwe

Die letzten drei Wochen war ich mal wieder unterwegs. Wir haben auf unserer Reise insgesamt 6.300 km zurückgelegt (als Vergleich: von Lissabon bis Moskau sind es „nur“ 4.600 km).

Ich haben sooo viel gesehen und erlebt, das kann ich gar nicht alles in einem Blogartikel beschreiben. Wahrscheinlich würde der Stoff für ein ganzes Buch reichen.

Hier eine kurze Zusammenfassung:

Das eigentliche Ziel unserer Reise waren die Viktoriafälle, einer der größten Wasserfälle der Welt. Sie liegen an der Grenze zwischen Sambia und Simbabwe.

Von Daressalam aus sind wir 64 Stunden mit dem Zug nach New Kapiri Mposhi (Sambia) gefahren. Bevor es mit dem Bus weiter zu den Viktoriafällen ging, haben wir einen Zwischenstopp in Lusaka, der Hauptstadt von Sambia, gemacht.

Wir haben insgesamt drei ganze Tage genutzt, um uns die Fälle anzuschauen sowohl von der sambischen als auch der simbabwischen Seite. Dabei waren wir überall, an Land, auf dem Fluss und in der Luft. Es ist wirklich gewaltig, was für große Wassermassen die max. 108 Meter hinabstürzen. Da ließ es sich nicht vermeiden, nass zu werden. An manchen stellen kam das Wasser buchstäblich aus allen Richtungen.

Grenzübergang

Zur aktuellen Zeit des Jahres fließt noch vergleichsweise viel Wasser im Sambesi Fluss, da die Regenzeit noch nicht lange her ist. Zu einer anderen Zeit des Jahres sehen die Fälle ganz anders aus, wenn nur wenig Wasser herunterfällt und einige Teile komplett ausgetrocknet sind.

Schon nach meiner kurzen Zeit in Sambia sind mir ein paar Unterschiede zu Tansania aufgefallen:

Es sprechen fast alle Menschen Englisch und mit Kiswahili kommt man gar nicht weiter. Außerdem sind mir die großen Fast-Food-Restaurants ins Auge gestochen, die man im ganzen Land findet. Allgemein war vieles teurer.

Was ich damit sagen möchte, wie auch in Europa ist jedes afrikanische Land unterschiedlich. Auf der Reise wurde mir bestätigt, es gibt nicht ein Afrika. Der Kontinent ist um einiges vielfältiger als Viele denken.

Auf dem Rückweg bin ich mit einer Mitfreiwilligen schon in Tunduma (direkt hinter der tansanischen Grenze) aus dem Zug ausgestiegen. Es ging direkt weiter nach Kasanga, ein kleines Dorf am süd-östlichem Ende des Tanganyika Sees. Hier konnten wir etwas entspannen und haben den Kalambo Wasserfall besucht. Mit 235 Metern ist dieser sogar noch höher als die Viktoriafälle.

Anschließend sind wir mit dem Bus nach Kigoma, im nord-osten des Tanganyika Sees, um den Gombe Nationalpark zu besuchen. Dieser Nationalpark ist bekannt für seine Schimpansen.

Schimpansen im Gombe Nationalpark

Die Reise hat unglaublich viel Spaß gemacht. Trotzdem habe ich mich gefreut, als ich die vertrauten Berge von Morogoro wiedergesehen habe. Leider muss ich mich in schon 1,5 Monaten erstmal endgültig von ihnen verabschieden.