Berichte von 03/2023

Mittwoch, 29.03.2023

Ein kurzer Kiswahili-Guide

Die Amtssprache in Tansania ist Kiswahili. Man findet auch immer wieder Leute, die (ein bisschen) Englisch sprechen, aber ich habe gemerkt, dass Kiswahili mir noch viel mehr Türen öffnet.

Kiswahili ist die am weitesten verbreitete Sprache in Ostafrika. Neben Tansania ist Kiswahili Amtssprache in Kenia, Uganda und Ruanda. Trotzdem wird sie auch noch in ein paar anderen afrikanischen Ländern gesprochen. Um die 80 Millionen Menschen beherrschen Kiswahili, was sie zur am meisten gesprochenen Bantusprache weltweit macht.

Im Wortschatz des Kiswahili sind viele arabische Lehnwörter zu finden. Durch die deutsche Kolonialzeit sind auch ein paar wenige deutsche Wörter wiederzuerkennen. Das Bekannteste ist „shule“ (Schule).

 

Ich bin mir sicher, dass jeder von euch ein paar Kiswahili-Worte kennt. Prominent sind unter anderem:

„Hakuna Matata“ (es gibt keine Probleme, alles in Ordnung) - Mir wurde erzählt, dass diese Redewendung jedoch eher aus Kenia stammt und hier als „falsches Kiswahili“ angesehen wird. In meinem Umfeld sagt man „Hakuna Shida“, was das gleiche bedeutet.

„Kujenga“ (bauen)- Der Name des Geschicklichkeitsspiels „Jenga“ stammt aus dem Kiswahili.

„Simba“ (Löwe)

„Safari“ (Reise) bzw. „Kusafiri“ (reisen)

 

Hier noch ein paar weitere nützliche Kiswahili Begriffe und Redewendungen:

„Karibu“ (Willkommen!; bitte sehr; in der Nähe)

„Asante“ (Danke)

Frage: „Mambo?“ Antwort: „Poa“ (Begrüßung: Wie geht’s? Gut!)

„Kwa heri“ (Auf Wiedersehen)

„Jina langu ni ...“ (Mein Name ist …)

„Ninamiaka …“ (Ich bin … Jahre alt.)

„Ninatoka Ujerumani“ (Ich komme aus Deutschland.)

 

Ich finde die Kiswahili-Grammatik sehr interessant, da es ein anderes Konzept als im Deutschen oder Englischem ist. Wir sind es gewöhnt, dass alles hinten an die Wörter drangehängt wird. Dadurch erkennt man Person, Zeitform undNumerus (Singular, Plural).

Im Kiswahili wird fast alles vor das Wort gehängt.

Beispiel:

Im Deutschen sagt man „Mango“ und „Mangos“. Am „s“, dass hinten ans Wort gehängt wird, erkennt man die Mehrzahl.

Im Kiswahili heißt es „Embe“ und Maembe“. Den Plural erkennt man hier an dem „ma“, dass vor das Wort gehängt wird.

Auf die gleiche Weise werden auch die Person und die Zeitform vor das Verb gehängt, anstatt es wie im Deutschen oder Englischen hinten zu konjugieren.

Samstag, 25.03.2023

Tansanische Schilling

Die offizielle Währung in Tansania ist tansanische Schilling.

Der Wechselkurs schwankt permanent. Aktuell (Stand 23. März 2023) entspricht 1 Euro 2.545 Tsh. Zwischendurch entsprach ein Euro auch mal nur 2.200 Tsh. Auf die Masse gesehen macht das schon einen großen Unterschied. Ich hatte teilweise eine Differenz von 20€, obwohl ich immer die gleiche Menge an Schilling abgehoben habe.

Den größten Geldschein, den es gibt, ist 10.000 Tsh, was gerade mal um die 4 Euro sind. Ansonsten gibt es noch 5.000, 2.000 und 1.000 Scheine. Münzen gibt es in den Größen 500, 200, 100 und 50.

Oft gibt es das Problem, dass kein Wechselgeld vorhanden ist, da man an den Bankautomaten immer nur 10.000er Scheine bekommt. Da vieles im Alltag viel weniger als 10.000 Tsh kostet, muss man diese dann klein machen. Irgendwie bekommen die Leute immer ihr Wechselgeld zusammen, auch wenn man sich dafür etwas beim benachbarten Shop oder einem Boda-Fahrer leiht.

Donnerstag, 23.03.2023

Bahn, Boot und Bus

Pia (eine Mitfreiwillige aus Morogoro) und ich sind letzte Woche zusammen verreist.

Unser Motto war „der Weg ist das Ziel“. Auf unserer Reise haben wir nämlich die ganze Bandbreite an Verkehrsmitteln in Tansania ausgeschöpft. Nur das Flugzeug haben wir weggelassen.

In Morogoro sind wir in den Zug eingestiegen. Wir hatten die beste Klasse gebucht. Damit waren wir ein Schlafabteil mit sechs Betten, immer drei übereinander. Die unteren zwei konnte man jeweils zu einer Sitzbank umfunktionieren. Abgesehen von uns waren erst drei und später nur noch zwei andere Damen mit uns zusammen im Abteil. Da Pia und ich die Jüngsten waren, haben wir die Betten ganz oben, unter der Decke bekommen. Es war eine kleine Herausforderung hinaufzuklettern, aber machbar. Toiletten gab es ebenfalls an Board.

Tagsüber haben wir fast die gesamte Zeit am Fenster gestanden und die vorbeiziehende Landschaft angeschaut. Es gab vieles zu sehen: von Bergen über Hügeln, bis hin zu flachem Land war alles dabei.

Aussicht aus dem Zug

Außerdem sind wir auf Erkundungstour durch den Zug gelaufen. Neben unserer Klasse gab es noch zwei weitere, bei denen man unterschiedlich komfortable Sitze hatte. In einem Board-Restaurant konnte man sich Frühstück, Mittag und Abendessen besorgen. Wir hatten uns vorher Essen für die Reise gekauft und mussten deshalb diese Service gar nicht in Anspruch nehmen.

Während der Reise sind wir öfters angehalten. An großen Haltestellen wie Dodoma oder Shinyanga haben wir etwas länger gehalten, sodass man unter anderem die Möglichkeit hatte, sich etwas zum Essen vom Bahnhof zu besorgen. Es gab viele weiterer kleine Stopps, an denen nur für zwei oder drei Minuten gehalten wurde, damit diejenigen schnell aussteigen konnten, die ihr Ziel erreicht hatten.

Abends haben Pia und ich uns schlafen gelegt. Sehr erholsam war es aber nicht. Um 5:30 Uhr morgens sind wir in Tabora angekommen. Hier wurde der Zug aufgeteilt. Die eine Hälfte ist nach Kigoma am Tanganyikasee weitergefahren und wir nach Mwanza am Victoriasee.

29 Stunden und 1028 Kilometer später sind wir in Mwanza angekommen. Für mich ist die Zeit im Zug insgesamt erstaunlich schnell rumgegangen. Nach diesem Erlebnis würde ich Zugfahren auf jeden Fall weiterempfehlen! Es ist super entspannt und ich persönlich finde es angenehmer als Busfahren, da man sich bewegen kann und nicht die ganze Zeit auf seinem Sitz ruhig halten muss.

In Mwanza waren wir zwei volle Tage, bevor es mit dem nächsten Verkehrsmittel weiterging. Wir haben den Bismarckfels angeschaut, waren auf dem Fischmarkt, in einer großen Shoppingmall und sind auf den Jiwe Kuu gestiegen (ein großer Fels, von dem aus man einen tollen Blick auf die Stadt hat und auf dem Dagar (kleine Fische) getrocknet werden).

Jiwe Kuu

Mwanza ist auch bekannt als „Rock City“. Diesen Namen verdient die Stadt zu Recht. Das Gelände ist hügelig und man findet überall größere und kleinere Felsen. Sie sehen aus, als wurden sie wie überdimensionale Salzkörner auf die Stadt gestreut. Dass Mwanza nach Daressalam die zweit größte Stadt Tansanias ist, hat man jedoch überhaupt nicht gemerkt.

Morgens ging es weiter mit der Fähre auf die Ukerewe Island. Die Überfahrt hat etwa 2,5 Stunden gedauert. Ukerewe Island ist die größte Binneninsel Afrikas. Wir sind hier nur eine Übernachtung geblieben und am nächsten Tag wieder zurück nach Mwanza gefahren. Trotzdem hat es sich gelohnt, die Insel zu besuchen. Die Landschaft war unglaublich schön!

Witzigerweise hat sich herausgestellt, dass mein Chef von dieser Insel stammt. Und wir waren zufällig auch noch in dem Dorf, in dem seine Familie wohnt. Die Welt ist manchmal zu klein :)

Am gleichen Tag, an dem wir von der Insel zurück nach Mwanza sind, ging es ein paar Stunden später auch schon weiter mit der nächsten Fähre. Die MV Victoria ist deutlich größer und fährt drei Mal die Woche von Mwanza nach Bukoba und zurück.

MV Victoria

Es gab drei verschiedene Klassen zu buchen: Sitze, Bett im vierer Zimmer und Bett im zweier Zimmer. Wir haben uns für das vierbett-Zimmer entschieden. Das Schiff war ausgestattet mit einem Board-Restaurant; einer Bar, in der später live gesungen wurde; verschiedenen Aufenthaltsbereichen und Kioske.

Um 21 Uhr gaben wir abgelegt. Pia und ich sind noch ein bisschen auf Deck geblieben, um die Lichter Mwanzas verschwinden zu sehen. Außerdem waren überall auf dem See Lichter verteilt. Erst dachten wir, es wären ganz viele Fischerboote. Als wir vorbeigefahren sind, haben wir erkannt, dass es sich jedoch nur um die Netzte gehandelt hat, die durch Lampen markiert wurden. Es war ein sehr schönes Bild, den See glitzern zu sehen.

Um 6 Uhr morgens sind wir in Bukoba angekommen. Obwohl Pia und ich auf der Fähre geschlafen hatten, waren wir am nächsten Tag ziemlich erschöpft.

In Bukoba haben wir zwei weitere Tage verbracht, an denen wir uns die Stadt mit ihren Kirchen, Märkten und Strand angeschaut und einen Wasserfall besucht haben.

Außerdem haben wir „Senene“ probiert und gekauft. Das sind frittierte Buschgrillen, die ich noch nirgends sonst in Tansania gesehen habe. Schmecken wirklich sehr gut! Kann ich nur empfehlen :)

Allgemein hat es auf der Reise relativ viel geregnet und es war kälter als in Morogoro. Darauf war ich nicht gefasst, da ich seit mehr als einem halben Jahr Temperaturen um die 30 °C gewöhnt bin. Zum Glück hatte ich mich spontan noch dazu entschieden, meine Regenjacke und einen Pulli einzustecken. Beides habe ich fast jeden Tag gebraucht.

Für den Rückweg nach Morogoro haben wir den Bus gewählt. Die Fahrt war mit ca. 1200 km und 22 Stunden sehr lang, aber trotzdem eine tolle Erfahrung.

Bus

Eigentlich sollte der Bus um 6 Uhr morgens losfahren. Wegen einer Verspätung sind wir aber erst 7:45 Uhr losgekommen. Bei etwas weniger als der Hälfte sind wir dann liegen geblieben, nachdem wir schonmal angehalten waren, um etwas am Motor zu reparieren. Für Pia und mich war das eine willkommene Pause vom vielen Sitzen. 500 Meter weiter gab es ein kleines Dorf, in dem wir gegessen haben. Hier haben wir außerdem zum ersten Mal Guaven probiert, schmecken sehr gut. Als es dunkel wurde, haben wir uns an den Straßenrand gelegt und die Sterne beobachtet. Ich habe sogar drei Sternschnuppen gesehen! Nach drei Stunden kam der Ersatzbus. Wir sind die gesamte Nacht durchgefahren und schließlich um 6 Uhr morgens in Morogoro angekommen. Müde, aber glücklich von der Reise haben wir uns den Vormittag erstmal schlafen gelegt.

Mittwoch, 08.03.2023

Was passiert mit dem Müll in Morogoro?

In Morogoro gibt es eine Müllabfuhr. Ab und zu sehe ich das Müllfahrzeug durch die Straßen fahren. Dieser Service wird jedoch nicht von vielen Menschen in Anspruch genommen, da es Geld kostet. Laut meinem Chef wird der Abfall auf eine Deponie außerhalb von Morogoro gebracht.

In den Meisten Fällen wird der Müll von den Haushalten privat, oder an öffentlichen Plätzen gesammelt, um ihn dann zu verbrennen. Auf meinem Weg zur Arbeit laufe ich immer wieder an kleineren oder größeren Müllfeuern vorbei. Angezündet wird alles, was man loswerden möchte: Plastik, Papier, Alufolie,… Sogar Biomüll wie Blätter oder Essensreste werden auf diese Weise entsorgt, wenn man sie nicht anderweitig nutzen kann (zum Beispiel zum Hühnerfüttern).

Ich persönlich habe das Gefühl, dass bei den meisten Menschen kein großes Bewusstsein für die negativen Auswirkungen von Umweltverschmutzung durch Müll besteht. Jeglicher Müll wird auf den Boden geschmissen von Verpackungen über Plastikflaschen bis Batterien.

Zumindest gibt es ein Recycling-System für die Plastik-Wasserflaschen. Ich sehe immer wieder Menschen, die mit großen Säcken herumlaufen, um diese einzusammeln und dann gegen Geld an den Recyclingstellen abgeben.

Manche Glasflaschen (Soda oder Bier) werden von den Verkaufsstellen wieder zurückgenommen und wiederverwendet.

Immer wieder lässt sich Upcycling finden: Alte Blätter oder Zeitung werden zu kleinen Taschen zusammengetackert, um darin Essen zu verkaufen oder halbe Wasserkanister werden zu Blumentöpfen umfunktioniert.

In einem Punkt ist Tansania uns sogar schon voraus. Seit 1. Juni 2019 gilt offiziell ein Plastiktütenverbot im Land. Stattdessen werden nun die sogenannten „Magufuli-Bags“ verwendet. Dabei handelt es sich um bunte Mehrwegbeutel in unterschiedlichen Farben. Leider muss ich aus meiner persönlichen Erfahrung zugeben, dass kleine, sehr dünne Plastiktüten weiterhin im Alltag verwendet werden vor allem, um Lebensmittel zu verpacken.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass die Müllerzeugung pro Kopf in Tansania deutlich geringer ist als in Deutschland. Dass der Müll hier so präsent scheint, liegt vor allem an der mangelnden Entsorgung.

Freitag, 03.03.2023

Urojo Place

Ein toller Ort, um sich abends in Morogoro zu treffen, ist der Urojo Place. Urojo Place ist nicht der offizielle Name, aber unter uns Freiwilligen weiß jeder, was gemeint ist.

Sobald es anfängt zu dämmern, wird am Urojo Place mit den Vorbereitungen begonnen: es werden Tische und Stühle herbeigeschafft und die Essensstände aufgebaut.

Urojo ist ein Gericht, was man eigentlich vor allem auf Sansibar findet. Wir in Morogoro haben viel Glück, dass man es auch hier essen kann :)

Urojo ist eine klare Suppe mit vielen verschiedenen Einlagen. Die genauen Zutaten der Suppe kenne ich leider nicht. Im Internet lassen sich ein paar Rezepte finden, ich denke aber nicht, dass das Urojo hier in Morogoro genau so zubereitet wird. Damit man sich etwas unter dem Gericht vorstellen kann, zähle ich mal auf, woraus ich denke, dass es besteht: Wasser, pürierte Mango, Limettensaft, etwas Mehl, Salz, Chili, Knoblauch und Kurkuma für die Farbe. Die Suppeneinlagen sind Kartoffeln, Zwiebeln, Grünzeug (ich weiß selbst nicht genau, was es ist), Mishkaki (kleine Fleischstückchen vom Spieß), zwei verschiedene Arten Kachori (frittierte Kartoffelbällchen), Eier und Bajia (so ähnlich wie Falafel).

Urojo und juisi ya miwa

Urojo ist immer eine willkommene Abwechslung zu dem vielen Reis und Ugali, den man sonst isst.

Außerdem gibt es am Urojo Place verschiedenste Säfte, die frisch hergestellt werden. Besonders gut schmeckt mir Juisi ya Miwa (Zuckerrohr-Saft). Man kann live dabei zusehen, wie die langen Zuckerrohrstangen durch die Maschine mit den Walzrädern geführt werden, um den Saft herauszupressen.

Selbst für die Regenzeit ist der Stand bestens vorbereitet. Dann werden Zelte aufgebaut, sodass man trotzdem noch draußen sitzen kann.

Neben dem Essen und Getränken gefällt mir die Atmosphäre hier besonders gut. Abends ist die Temperatur viel angenehmer, als wenn man tagsüber durch die Stadt läuft. Trotzdem sind immer noch einige Leute unterwegs. Am Straßenrand sitzen viele Menschen, die ihre Waren wie Obst, Gemüse oder frittierten Fisch verkaufen. Direkt neben dem Urojo Place steht immer ein Transporter, aus dessen Lautsprecher immer eine laute Ansage tönt. Als ich ankam, wurden Tomate angepriesen. Zwischendurch ist der Mann auf Ananas umgestiegen und gestern habe ich gesehen, dass er jetzt Wassermelonen verkauft.

Urojo Standi

Leider ist es immer schon dunkel und relativ spät, wenn wir uns zum Abendessen beim Urojo Place getroffen haben. Dann müssen wir schauen, wie wir nach Hause kommen. Eigentlich wurde uns gesagt, man sollte so spät nicht mehr zu Fuß unterwegs sein, sondern mit dem Bajaji oder Bodaboda fahren. Ich laufe die 25 Minuten aber meistens trotzdem allein nach Hause, da ich mich sicher genug fühle.